Seite:OAEßlingen 187.png

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deckt in einem jährlichen Betrag von ungefähr 50 fl. die Gemeinde.

Die Hauptnahrungszweige der fleißigen, aber bei der bisherigen starken Belastung des sehr zertheilten Grundbesitzes im Ganzen wenig bemittelten Einwohner, sind Feldbau und Viehzucht. Die Markung, woran die Stiftungspflege Eßlingen mit 351/2 M. Äcker und Wiesen und 1161/4 M. Wald betheiligt ist, ist fruchtbar und wohlangebaut. Die Äcker liegen auf den hohen Flächen zu beiden Seiten des Kerschthals, und liefern außer den in der Gegend vorherrschenden Getreidearten und Bracherzeugnissen besonders viel Flachs und Hanf in guter Qualität, auch Reps, welche Artikel in der Nachbarschaft abgesetzt werden. Der Werth eines M. Ackers bewegt sich zwischen 120–500 fl., steht aber gewöhnlich auf 3–400 fl. Der Wieswachs im Sulzbach- und besonders in dem seit alten Zeiten zur Wässerung eingerichteten Kerschthal ist nach Güte und Menge vorzüglich. Manche Wiesen gewähren in guten Jahren einen dreimaligen Schnitt. Die Preise kommen denen der Äcker gleich und übertreffen sie bisweilen. Von Obst werden die Mostsorten kultivirt, die gut gedeihen, weniger die Zwetschen. Der Weinbau hat gegen Ende des vorigen Jahrhunderts aufgehört; indessen dürfte die warme südliche Halde in der Nähe des Dorfes einen neuen Versuch wohl belohnen. Die Abhänge des untern Kerschthals und der südliche Theil der Markung sind schön bewaldet und im Besitz des Staats; der Gemeinde stehen die Nebennutzungen des Laubes, Waldgrases und Dürrholzes zu. Die Schafwaide auf der Brache und den Allmanden ist um 1500 fl. verpachtet. Die Herbstwaide des Rindviehs auf den Wiesen ist nur theilweise noch gewöhnlich. Der Rindviehstand gehört zu den verhältnißmäßig zahlreichsten im Bezirke; eben so die Schafzucht. Von Gewerben ist nur die Leinwandweberei beträchtlich; man zählt gegen 40 Meister. Auch giebt es viele, meist auswärts arbeitende Maurer und Zimmerleute. Eine Senf- und Liqueurfabrik ist im ehem. Kloster s. unten, außerdem bestehen eine Ölmühle, eine Mahlmühle mit 4 Gängen oberhalb des Orts an der Kersch und drei Schildwirthschaften. – Der Errichtung von Jahrmärkten, welche bis 1822 in den Kalendern standen, aber lange zuvor schon erloschen waren, lag die unedle Absicht zum Grund, den frequenten Märkten von katholisch Neuhausen Abbruch zu thun, weßwegen man auch den Spätjahrsmarkt auf denselben Tag mit dem Neuhäuser verlegte. Allein diese Erwartung täuschte gänzlich. Die Märkte sind ganz eingegangen, und auch auf den Ortstafeln führt der Ort das Prädicat Marktflecken nicht mehr.

Grundherr ist seit der Incorporation des Klosters (Kirchenguts) der Staat; er bezieht in gegenwärtiger Pachtperiode (theilweise

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Eßlingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAE%C3%9Flingen_187.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)