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Denkendorfer Pröbste, Conrad II., wird das Verdienst zugeschrieben, das Kloster durch verschiedene Bauwerke verschönert zu haben; von den gegenwärtig noch vorhandenen trägt wenigstens die Kirche den Typus jener Zeit, s. unten. Den 18. Mai 1181 nahm Kaiser Friedrich I. das Kloster in seinen Schutz, und verordnete seinen Statthalter in Eßlingen zu dessen Anwald und Schirmer, Bes. p. 456. Weitere Schutzbriefe erfolgten von König Heinrich VII. 1226,[1] und dessen Vater Kaiser Friedrich II. 1226 und 1228, welcher letztere die Zusicherung gab, daß das Kloster in alle Zukunft bei Kaiser und Reich bleiben und dessen unmittelbarem Schutze (a domanio, defensione et regimine) in keiner Weise entfremdet werden solle. Gleichwohl wurde die Schirmvogtei des Klosters durch König Wilhelm 1252 an den Grafen Ulrich von Württemberg, und 1284 von König Rudolf an Diepold von Bernhausen verpfändet. Doch erneuerte K. Rudolf mit den Privilegien des Klosters 1291 auch obige Bestimmung des Kaisers Friedrich II., und sein Sohn König Albrecht that 1299 dasselbe. Der Reichsschutz gewährte indessen dem Kloster nicht immer hinreichende Sicherheit. Adeliche nicht nur, sondern auch andere Laien, vornehmlich aber die Eßlinger bedrängten es durch Erpressungen und Räubereien. Schon 1236 befahl daher der Bischof von Constanz dem Decan zu Kemnath und den Pfarrern von Eßlingen und Nellingen, diese Leute deßwegen zur Rechenschaft zu ziehen, und Papst Alexander IV. gebot 1260 dem Abt von Bebenhausen, dem Kloster den Besitz der ihm entfremdeten Güter wieder zu verschaffen. (A.U.)

Inzwischen vermehrte das Kloster, dieser Unruhen ungeachtet, seinen Besitz fortwährend durch mehrere, jedoch sehr vereinzelte und zerstreute Erwerbungen, welche einzeln namhaft zu machen hier zu weit führen würde. Der Zusammenhang mit der Kirche des heil. Grabes in Jerusalem war um jene Zeit noch immer ein unmittelbarer. Der Patriarch ernannte gewöhnlich die Pröbste selbst; und in der Bulle Papst Urbans IV. vom J. 1262, durch welche das Kloster von aller Obrigkeit und Gewalt der Erzbischöfe, Bischöfe und andern geistlichen Personen völlig befreit wird, ist allein der Patriarch zu Jerusalem ausgenommen. Bald setzte sich das Kloster auch auswärts in Ansehen. 1207 wurde das Frauenkloster des heil. Grabes von Jerusalem zu Speyer (Diepprucken) in ein mit Denkendorfer Chorherrn besetztes Priorat verwandelt, und der Probstei mit allen Gütern und Einkünften einverleibt. Einem der ausgezeichnetsten Pröbste, Friedrich Kaib von Hohenstein, ordnet der


  1. Von diesem erhielt das Kloster 1231 eine Salzpfanne in der Saline Hall.
Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Eßlingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 190. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAE%C3%9Flingen_190.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)