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zum Gebrauch der Conventualen, das er dem Probst zueignete (Pforzheim 1504). Cleß III. S. 823.

Auf den Rath des Probstes Ulrich Fehleisen, der sich zwar von seinem Orden nicht förmlich losgesagt zu haben scheint,[1] gleichwohl aber der neuen Lehre im Stillen zugethan und 1549 wieder in die Verwaltung des Klosters eingetreten war, besetzte Herzog Christoph dieses und die andern Mannsklöster mit Alumnen, die unter der Aufsicht der Prälaten zum Dienst der Kirche herangebildet werden sollten. Die Denkendorfer Klosterschule, um welche sich der erste eigentlich evangelische Probst Bartolomäus Käs († 1577) besonders verdient machte, bestand bis 1595. Im J. 1713 aber wurde die Schule von Hirschau hierher verlegt. Damals lehrte an derselben der berühmte Johann Albrecht Bengel. Im Oktober 1810 verlor Denkendorf seine Klosterschule abermals, indem sie mit der Blaubeurer in dem Seminar zu Schönthal vereinigt wurde.

Die Pröbste waren von Joh. Wilh. Heerbrand an († 1658) zugleich General-Superintendenten eines der vier Kirchensprengel Württembergs. In deren Reihe zeichneten sich Philipp Heinrich Weissensee († 1767 in einem Alter von 94 Jahren) und Joh. Fried. Märklin († 1804) durch Thätigkeit und umsichtige Behandlung landständischer Geschäfte aus. Der letzte Probst, Immanuel Pfleiderer wanderte 1810 mit der Klosterschule nach Schönthal. Die Pfarrei war bis 1737 in das Predigtamt, welches dem Probst oblag, und in die Seelsorge getheilt, welche der Pfarrer zu versehen hatte; letzterer war zugleich Pfarrer in Berkheim. 1737 aber wurde die Pfarrei ganz dem Pfarrer übergeben und Berkheim als Filial zu Nellingen geschlagen. Zur Diöcese Eßlingen gehört die Pfarrei seit 1815, früher zu Stuttgart. Die Klosterkirche war und ist noch die Pfarrkirche.

Das Kloster-Oberamt, welches nur die Orte Denkendorf, Berkheim und Altdorf begriff, wurde 1806 aufgelöst, und Denkendorf mit Berkheim dem neugebildeten Oberamt Köngen zugetheilt, 1808 aber, da auch dieses letztere aufgehoben wurde, dem Oberamt Eßlingen zugeschieden. Das 1803 neu erbaute Oberamtsgebäude im Umfang des ehemaligen Klosters, ist jetzt die Pfarrwohnung. Das Meiergut des Klosters (1245/8 M. Äcker, 874/8 M. Wiesen, 47/8 Gärten und Länder) ist stückweise an mehrere Bürger verpachtet.

Noch verdient die Klosterkirche mit den anstoßenden Conventgebäuden eine besondere Erwähnung. Die Kirche zum heil.


  1. Wenigstens heißt er noch auf seinem Grabstein in Denkendorf (1560) wie oben bemerkt, Ordens des h. Grabs zu Jerusalem Vicarius Generalis.
Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Eßlingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAE%C3%9Flingen_196.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)