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der Brüstung des Orgelchors über dem Altar angebracht, dürfte Beachtung verdienen. Außerdem finden sich mehrere steinerne und gemalte Epitaphien und Wappenschilde von Pröbsten etc. – Der oberste Theil des Kirchthurms ist nach dem Brande vom 4. April 1633, der die Probstei, Einbau und Dach des Thurms verzehrte, erbaut worden. – Das Eigenthumsrecht über die Kirche und die Baulast hat der Staat (Kirchengut).

Der gothische Kreuzgang an der Südseite der Kirche (vollendet 1462) zeigt über dem Eingang in das ehemalige Refectorium die sehr verblichenen Reste eines schönen Freskobildes, wahrscheinlich die Darbringung der Klosterstiftung darstellend. Der Kreuzgang war sehr zerrüttet und in Folge der früheren Fabrikeinrichtung verunstaltet. Der gegenwärtige Fabrikbesitzer Kaufmann aber, der sehr viel Interesse für Erhaltung und Restaurirung der alten Schönheiten dieses Klosters hat, ist bemüht ihn möglichst wieder herzustellen. Übrigens datirt sich die Profanirung und Verhäßlichung des Klosters nicht erst vom J. 1810, wo das Seminar wegkam, sondern seit der Reformation hat namentlich die Kirche durch geschmacklose An- und Einbauten bis zur Unkenntlichkeit gelitten. – Vrgl. Merz Übersicht über die alten Denkm. christl. Archit. in Schwaben, im Kunstblatt 1843 Nr. 50 S. 211. Württ. Jahrb. Jahrg. 1841 I. S. 46 ff.

Die Conventgebäude sind jetzt veräußert, auch zum Theil abgebrochen. Nach dem Wegzug des Probstes und der Klosterschule 1810, wurden auf Staatskosten in derselben die Einrichtungen zur Rübenzuckerfabrikation getroffen, aber bald wieder aufgegeben. 1818 wollte man das landwirthschaftliche Institut in dieser Domäne unterbringen, überzeugte sich aber bald von deren Unzulänglichkeit für diesen Zweck, noch ehe die Anstalt wirklich ins Leben trat. Nun wurden die Gebäude verkauft und von Privaten 1830 abermals Rübenzuckerfabrikation mit ähnlichem Erfolg wie früher betrieben, weßwegen das Geschäft nach kurzem Bestehen wieder einging. 1833 etablirte L. Mohr eine Senffabrik, welche 1837 in den Besitz des jetzigen Eigenthümers Kaufmann überging. Neben der Senffabrikation, welcher bisweilen die Unzulänglichkeit der Wasserkraft im Wege steht, beschäftigt sich der thätige Besitzer mit Bereitung feiner Liqueure und Tafelessige und mit Punschessenz, welche Artikel einen lebhaften Verschluß in den Vereinsstaaten und nach der Schweiz finden.

Am äußersten Ende der Markung Denkendorf, unweit der Einmündung des Kerschflüßchens in den Neckar lag der längst abgegangene Weiler Kersch (Kerse), der schon 1262 genannt wird, und in welchem noch 1399 und 1401 Hofstätten vorkommen. Eine

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Eßlingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAE%C3%9Flingen_198.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)