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In der Fehde mit Herzog Ulrich, den 25. Sept. 1519 plünderten ebendieselben unter andern Nachbarorten auch Ober-Eßlingen aus. Aus der Zeit des dreißigjährigen Kriegs sagt das hiesige Todtenbuch: „Von dem 28. August 1634 bis den 26. Oct. 1635 sind der Ober-Eßlinger und Hegensperger theils an der Pestilenz gestorben, theils sonst umkommen und erschlagen an der Zahl 268 Personen, und haben noch in Allem gelebt 184 Personen.“ Welche gräßliche Verödung damals über die blühende Gegend gekommen war, zeigt eine Nachricht in demselben Todtenbuch vom 23. Sept. 1648. Eine Weingärtnersfrau von Hegensperg arbeitete am hellen Tage in einem „wüsten Weingart nit weit vom Haus“, als plötzlich ein Wolf auf ihr dreijähriges Kind, das sie bei sich hatte, losstürzte, und es, der verzweifelten Gegenwehr der Mutter ungeachtet, vor ihren Augen zerfleischte. Ein Brunnen, neben welchem dieser Vorfall sich ereignete, trägt noch jetzt den Namen Wolfsbrunnen.

Der ganze Gemeindebezirk gehörte bis 1806 zum (Land-) Oberamt Stuttgart. In Ober-Eßlingen befand sich bis zur Mediatisirung Eßlingens ein württembergischer Hauptzoll.

b) Hegensberg, Weiler mit 477 evang. Einw., 1/2 St. nördlich von Ober-Eßlingen, 3/4 St. nordöstl. von Eßlingen, zerstreut gebaut, unterhalb Liebersbronn, in schöner hoher Lage, auf dem Rücken zwischen den Thalgründen des Heimbachs und des Zimmerbachs, von Weinbergen und Obstwald umgeben. Hegensberg, früher Hägensberg geschrieben, war immer ein Bestandtheil der politischen und kirchlichen Gemeinde Ober-Eßlingen, beabsichtigt aber jetzt, eine eigene bürgerliche Gemeinde mit eigener Schule zu bilden. Auch hier waren das Hospital und die Eßlingenschen Klöster vielfältig begütert. Eine Mühle, aus welcher das Kloster Bebenhausen 1339 Gülten geschenkt bekam, scheint noch in demselben Jahrhundert in Abgang gekommen zu seyn; denn 1396 wird eine Wiese unter dem Namen „die alte Mühlstatt" erwähnt (A. U.). Erwähnung verdient das treffliche Trinkwasser, welches der nahe Wolfsbrunnen liefert (s. vorhin).

c) Kimmichsweiler, Weiler mit 56 evang. Einw. 1/2 St. nordöstlich von Ober-Eßlingen, 1 St. östl. von Eßlingen, in ähnlicher Lage wie Hegensberg auf der Höhe zwischen diesem Ort und Zell, ist erst um die Mitte des vorigen Jahrhunderts entstanden, wo sich ein J. G. Kimmich aus Ober-Eßlingen hier anbaute. Über den Steinbruch in der Nähe dieses Weilers s. oben S. 49.

d) Oberhof, Hof mit 18 evang. Einw. an der Vicinalstraße nach Schorndorf, eine kleine halbe Stunde nordöstl. von Ober-Eßlingen. Dieser Hof gehörte schon 1304 dem Eßlinger Hospital. 1597 bestand er aus Haus, Scheuer und Stallungen, und war mit einer Mauer umgeben; es gehörten dazu 239 M. Äcker, 5 M.

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Eßlingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAE%C3%9Flingen_222.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)