Seite:OAHerrenberg 045.png

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Ortsvorsteher, besonders aber den belehrenden Beispielen, welche mehrere rationelle Bewirthschaftungen einzelner in dem Bezirke liegenden Hofdomänengüter geben, erfreuliche Fortschritte gemacht. Alle Theile des Bezirks bekunden ein reges Streben, dem Boden eine höhere Rente abzugewinnen, besonders ist auch von mehreren Gemeinden, durch Austheilung von Allmandstücken an die Gemeindeangehörigen, wie durch Anpflanzen der Allmanden mit fruchtbaren Bäumen, manches seither weniger tragbare Stück Land nutzbringender gemacht worden; nur Strecken, deren Bearbeitung der Mühe nicht lohnen würde, bleiben unbebaut und werden als Schafweiden benützt. Die Feldgüter liegen mit Ausnahme der an der Schönbuchsterrasse und an den Thalgehängen gelegenen, meist ziemlich eben und haben im Durchschnitt einen fruchtbaren Boden. (Siehe hierüber den Abschnitt „Boden“.)

Größere arrondirte Güter sind die K. Hofdomänen Sindlingen und Nieder-Reuthin, das Schloßgut Hohen-Entringen und das Hofgut Roseck. Außer diesen geschlossenen Gütern sind folgende weniger zusammenhängende, auf den betreffenden Markungen zerstreut liegende Besitzungen von Belang: die Schloßgüter Gärtringen und Poltringen, die Hofgüter Wurmfeld und Hohen-Reuthin. Übrigens sind Güterbesitze von 50–60 Morgen nicht selten, und in einzelnen Orten kommen welche von 100–150 Morgen vor (s. oben).

Überhaupt ist die Zahl der Güterbesitzer nicht unbeträchtlich, welche von ihren Ernten mehr oder weniger zum Verkauf bringen, daher auch der Activhandel an Produkten des Ackerbaues von namhaftem Belang ist. Neuestens hat sich der von den Landwirthen zum Verkauf kommende Produktions-Überschuß durch die im Bezirk allgemein durchgeführte Ablösung der Zehenten und der mitunter sehr beträchtlichen Gülten namhaft vermehrt; und obwohl dem vermehrten Erlös der Grundbesitzer die Zahlungsleistung der Ablösungsrenten gegenüber steht, so bleiben den früheren Zehent- und Gültreichern bei den dermalen gegen die Ablösungsansätze bedeutend erhöhten Getreidepreisen immer noch erhebliche Vortheile. Ziemlich


    landwirthschaftlichen Schriften, sondern auch durch Einführung von verbesserten Ackergeräthschaften, tüchtigen Zuchtstieren etc. die Landwirthschaft in allen ihren Zweigen zu heben. Überdies hat sich der Verein zur Aufgabe gestellt, junge Landmädchen zu tüchtigen Hausfrauen heranzubilden; auch wurden nicht nur einige Wagner und Schmiede zur Erlernung der Fertigung verbesserter Ackergeräthe, sondern auch junge Männer zur Erlernung der Obstbaumzucht nach Hohenheim geschickt. Ferner erfreut sich der Bezirk einer Armen-Ackerbauschule, die im vorigen Jahr auf der hofkammerlichen Domäne Sindlingen errichtet wurde und auf 12 Knaben berechnet ist.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 045. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_045.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)