Seite:OAHerrenberg 046.png

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unerheblich ist der Ertrag des nur in wenigen Orten des Bezirks stattfindenden Weinbaues, dagegen wird die Obstzucht in großer Ausdehnung und mit vielem Fleiß betrieben, so daß sie in mehreren Orten, namentlich in den am Fuß des Schönbuchs gelegenen, die Hauptnahrungsquelle der Einwohner bildet.

Für die Viehzucht ist im ganzen Bezirk die Stallfütterung eingeführt; selbst der Herbstaustrieb des Rindviehes findet nur noch vereinzelt statt. Außer dem gewöhnlichen Stalldünger, zu dem man in den Orten, welche nicht zu entfernt von den Waldungen liegen, viel Waldstreu, in den übrigen mehr Stroh benützt, werden noch als Erhaltungs- und Besserungsmittel vorzugsweise die Jauche, der Pferch, die Hallerde, zuweilen Asche, Straßenkoth, und in neuerer Zeit mehr und mehr der Compost benützt; Gyps, der in dem Bezirk an vielen Stellen gewonnen wird, kommt sehr häufig, namentlich bei dem Bau der Futterkräuter, in Anwendung. Die Düngerstätten sind häufig noch nach alter Weise angelegt, doch entbehren sie selten der Einrichtung zur Güllegewinnung, wiewohl in vielen Orten noch ein namhafter Theil der Jauche und des Düngers unbenützt zu Grunde geht, und namentlich bei starken Regengüssen dem nächsten Bache oder Graben zugeschwemmt wird. Die Bebauung der Felder geschieht theilweise noch mit dem deutschen Wendepflug, neben welchem die Suppinger- und Flanderpflüge vorherrschend und in einzelnen Orten sogar allgemein geworden sind; ebenso wird die Walze sehr häufig angewendet, die Brabanteregge, wie die Repssäemaschine werden immer beliebter. Auch die eiserne Egge (nach Hohenheimer Muster), zum Reinigen der Klee- (Luzerne-) Felder von Unkraut, und zu einer Art Verjüngung mittelst Bodenauflockerung und Vertheilen der Wurzelstöcke, findet erwünschte Aufnahme; dagegen haben die bekannten Futtertrockengestelle (Hainzen) noch wenig Eingang gefunden. Über die lästigen Doppeljoche haben die einfachen Joche noch nicht die Oberhand gewonnen.

Werth und Ertrag[1]. Der Werth des Bodens ist, wie dessen Ertrag, sehr verschieden, und bewegt sich z. B. auf dem Gäu bei den Äckern von 10–800 fl. pr. Morgen; am allgemeinsten sind die Preise von 200–400 fl. Der Morgen Acker erträgt in mittleren Jahren 3–10 Scheffel Dinkel, ein Ertrag, der sich in ganz günstigen Jahrgängen auf den besten Feldern einzelner Markungen bis auf 16, sogar 17 Scheffel steigert, 4–6, zuweilen 7 Scheffel Hafer, 3–6 Scheffel Gerste (am


  1. Über die Preise und den Ertrag der Felder siehe auch die Ortsbeschreibungen.
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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 046. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_046.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)