Seite:OAHerrenberg 053.png

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Zuweilen ist der Boden durch übertriebene Streunutzung heruntergekommen und der Sand macht sich in so hohem Grade geltend, daß derselbe für die Holzkultur minder günstig erscheint, und sich nur noch für die Anpflanzung der Forche eignet, welche jedoch später, wenn sich der Waldboden wieder verbessert haben wird, den Laubhölzern wieder weichen soll. An den Gehängen besteht der Boden, in Folge des hier anstehenden Keupermergels, aus einem meist tiefgründigen, dem Holzwuchs nicht immer zuträglichen rothen Thon, der an einzelnen Stellen, an denen der Keuperwerkstein ansteht, von feinkörnigem, mit Lehm gemengtem Sandboden unterbrochen wird. Die Bodenarten der übrigen Waldungen bestehen entweder aus den Zersetzungen der thonigen Mergel und Sandsteine aus der Lettenkohlengruppe, oder, besonders in den westlichsten und nördlichen Theilen des Bezirks, aus thonigkalkigen Böden, denen öfters in geringer Tiefe der Muschelkalk als Unterlage dient (s. auch den Abschnitt „Boden“).

Die Waldungen bestehen, wie schon bemerkt, größtentheils aus Laubhölzern, obgleich auf dem Schönbuch in den letzten 40 Jahren nicht selten die Forche sowie in jüngster Zeit die Rothtanne in Kultur gebracht wurde, während an der westlichen Grenze des Bezirks, welche sich schon dem Schwarzwald nähert, die Nadelhölzer zuweilen heimisch vorkommen. Vorherrschend ist die Rothbuche, welche häufig reine Bestände bildet und überdieß noch allenthalben eingesprengt vorkommt; ihr folgt vereinzelt auf der ganzen Waldfläche in beträchtlicher Anzahl die Eiche. Sehr häufig sind die Birken; auch Aspen und Salweiden etc. kommen nicht selten vor und bilden zuweilen in Gemeinschaft von Roth- und Hainbuchen, seltener mit Forchen gemischte Bestände, oder haben sie Lücken, welche in Folge früherer unsicherer Bewirthschaftung, allzugroßer Wildfuhr, maßloser Streunutzung u. s. w. entstanden, freiwillig ausgefüllt. Außer diesen kommen noch neben den verschiedenen, gewöhnlichen Waldsträuchern eingesprengt vor: die Esche (häufig auf holzlosen Blößen angepflanzt), der Berg- und Spitzahorn, der Maßholder, die schwarze Erle, die Sommer- und Winter-Linde, der Vogelbeer, der Elsebeer, der Mehlbeer, der Holzapfel, die Holzbirne, die Waldkirsche u. s. w. Von selteneren Holzarten sind zu nennen: die Besenpfrieme (Spar[tium] scoparium), der rothe Holder (Sambucus racemosa), der Bohnenstrauch (Cytisus nigricans) und die beiden Seidelbaste (Daphne mecereum et eneorum), letzterer im Herrenberger Spitalwald, bei Rohrau und Hildrizhausen[1]. Der an die Waldungen gemachten bedeutenden


  1. Über die vorkommenden Holzarten s. auch den Abschnitt „Pflanzen“.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 053. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_053.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)