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Als aber Herzog Ulrich im Mai 1534 sein Land wieder eroberte, sandte die Stadt am 18. d. M. drei Abgeordnete an ihn, um ihm Erbhuldigung zu thun, und bat ihn: er möchte die Bürger beim Tübinger Vertrag lassen, auch ihren Vogt Wendel Begen nicht mit Ungnade ansehen, und das, was er bisher gethan, seinem Eid und seiner Pflicht beimessen, überhaupt den großen Schaden, welchen sie erlitten, beherzigen.

Am 5. April 1548 wurde Herrenberg von den spanischen Truppen Kaiser Karls V. unter dem Oberst Alvaro de Sande besetzt, welche Jahr und Tag hier blieben, greulich hausten, viel Geld erpreßten und die Einführung des Interims erzwangen.

Besonders hart drückten die Drangsale des 30jährigen Kriegs auf Stadt und Amt. Von den vielen Einquartierungslasten nicht zu reden, wurde nach der verhängnisvollen Schlacht bei Nördlingen am 11.–13. September 1634 die Stadt ganz geplündert und viele der Einwohner theils todtgeschlagen, theils so erbärmlich mißhandelt, daß sie an den Wunden starben. Dazu kam im Juli 1635 für die Stadt das große Brandunglück (s. top. Thl.). Gleichwohl mußte sie von 1635–49 an Geld 1.314.000 fl. dem Feind erlegen (Martens 372, 387, 406. Sattler Top. 315), und erfolgten im Frühjahr 1638 wieder besonders harte Erpressungen von Seiten der Kaiserlichen. Der gesammte Kriegsschaden im Amte von 1634–49 wurde auf 2.482.537 fl. 38 kr. berechnet; bis auf 1/4 soll die Einwohnerzahl herabgeschmolzen sein.

Am 16. Dezember 1688 plünderten die Franzosen unter General Peysonnel bei ihrem Rückzug die Stadt.

Während des Reichskriegs gegen Frankreich (1689–97) litt das ganze Amt ungemein durch die drückendsten Einquartierungen und Lieferungen. Am 12. September 1693 kam Markgraf Ludwig von Baden mit seiner Heerschaar in’s Amt, weil ein Einfall der Franzosen befürchtet wurde, und seine Truppen lagerten darin bis Ende Oktober, namentlich bei Herrenberg, Altingen und Bondorf.

Am 21. Juli 1704 erschien Prinz Eugen von Savoien in Herrenberg, wo sich die preußischen Truppen unter dem Prinzen von Anhalt mit ihm vereinten (Milit. Correspondenz des Prinzen Eugen, h. v. Heller 2, 167).

Von 1710–1714 betrugen die Kriegskosten der Stadt 13.1101/2 fl.

Im Februar 1795 durchzog das Corps der Emigrirten unter dem Prinzen Condé diese Gegend und ein Theil desselben lagerte sich in und um Herrenberg. 1796 beim Vordringen der Franzosen

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 096. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_096.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)