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ansteht, haben einen ziemlich leichten mit Thon vermischten Sandboden. In den Thalebenen kommen schwarze, für den Wiesenbau sich gut eignende Alluvialböden vor, während in den Waldungen auf dem Schönbuch neben einer Verwitterung des grobkörnigen Keupersandsteins ein etwas strenger Thonboden – und in den Waldungen westlich der Stadt aber ein humusreicher Kalkboden vorherrscht. Die ergiebigsten Felder sind hinter dem Schießhaus, Schafhausfelde, Grabenäcker etc.

Die Landwirthschaft, obwohl man sich meist des Brabanter-Pflugs, wie auch der Walze, der Repssäemaschine, des einfachen Jochs etc. bedient, wird nur mittelmäßig betrieben, da vielen Bürgern eigenes Zugvieh fehlt und manche durch andere gewerbliche Beschäftigungen vom Feldbau abgehalten sind. Die Düngerstätten sind zum Theil gut und häufig mit Gülleneinrichtungen versehen, übrigens wird immer noch ein ziemliche Theil des Düngers in Folge der abhängigen Lage der Stadt bei Regengüssen weggeschwemmt; außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln wird Gips, Hallerde und etwas Compost zur Besserung des Bodens angewendet.

Im üblichen Dreifeldersystem baut man hauptsächlich Dinkel, Hafer, Gerste, ziemlich viel Einkorn, wenig Roggen und Weizen; ewiger Klee kommt ziemlich viel zum Anbau und Ackerbohnen zieht man meist unter dem Hafer. Die Brache wird etwa zur Hälfte angeblümt und zwar mit Kartoffeln, dreiblätterigem Klee, Angersen, sehr viel Kohlraben, etwas Reps, Mohn und Hopfen. Hanf und Kraut zieht man in eigenen Ländern, besonders aber auf dem Grund des ehemaligen Sees unfern der Stadt, auf dem überdieß noch Gemüse und Gartengewächs in ziemlicher Ausdehnung gepflegt werden.

Der verstorbene Bürgermeister Diez hat zu Ende des vorigen Jahrhunderts mit gutem Erfolg Tabak gebaut, auch gegenwärtig fängt man wieder an, mit dem Tabakbau Versuche zu machen.

Auf den Morgen rechnet man Aussaat 7 Simri Dinkel, 41/2–5 Simri Hafer, 3–31/2 Simri Gerste und 5 Simri Einkorn; der Ertrag ist durchschnittlich 9 Scheffel Dinkel (einzelne der ergiebigsten Äcker haben in ganz günstigen Jahren schon 14–16 Scheffel geliefert), 6 Scheffel Hafer, 5 Scheffel Gerste, 7–8 Scheffel Einkorn, dessen Anbau, da es sehr gerne gedeiht, immer mehr in Aufnahme kommt.

Der höchste Preis eines Morgens Acker beträgt 500 fl., der mittlere 250 fl. und der geringste 100 fl. Gerste, Hafer und nur wenig Dinkel wird theils an Händler, theils an Bäcker meist im Orte selbst abgesetzt.

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_123.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)