Seite:OAHerrenberg 124.png

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Der Gartenbau wird theilweise zum Vergnügen, mehr aber für das eigene Bedürfniß betrieben, einzelne pflanzen auch Gemüse etc. auf den Verkauf. Von namhafter Ausdehnung ist der Wiesenbau, der mit Ausnahme einzelner Waldwiesen nur in den Thalebenen, jedoch mit unbedeutender Wässerung betrieben wird; der durchschnittliche Ertrag eines Morgens wird zu 25–30 Centner Heu und 12–15 Centner Öhmd angegeben. Das Futter ist sehr gut und kommt zum Theil nach Außen zum Verkauf. Die Preise für den Morgen Wiesen bewegen sich von 350–500 fl.

Der Weinbau, welcher früher in den südlich gelegenen Herrenbergen (Burghalde) und an dem alten Rain[1] ziemlich ausgedehnt betrieben wurde[2], wird gegenwärtig nur noch auf etwa 2 Morgen aus Liebhaberei gepflegt; dagegen hat sich die noch immer im Zunehmen begriffene Obstzucht bedeutend ausgebreitet und bildet einen Haupterwerbszweig der Einwohner. Auch die Gemeindeverwaltung befördert die Obstzucht und hat die Allmanden, wie die Straßen mit Obstbäumen bepflanzen lassen, so daß gegenwärtig die Allmandbäume durchschnittlich 150 fl., in günstigen Jahren 500 fl. eintragen. Von Tafelobstsorten werden Lederäpfel, mehrere Gattungen Rainetten, Fleiner, sogenannte Bongertäpfel, Rosenäpfel, Goldparmänen, rothe und weiße Bietigheimer; Bergamottbirnen, Zuckerbirnen, Schnabelbirnen etc. gezogen, während von Mostsorten besonders Luiken, Spießling, Pfaffenäpfel, Weinäpfel, Knausbirnen, Steinlacher Birnen, Palmischbirnen, Brünnlesbirnen, Reichenäckerin und Bogenäckerin, etwas Bratbirnen etc. zur Anpflanzung kommen. Von Steinobst zieht man sehr viel Zwetschgen, welche sich durch Größe und Süßigkeit auszeichnen, weniger Kirschen. Wegen des Schutzes gegen Norden und Osten und weil die Obstbäume größtentheils auf bebautem Ackerfeld stehen, gedeiht das Obst gerne und wird neben sehr kräftig. Mit Obst und namentlich auch mit gedörrten Zwetschgen wird ein starker Handel meist in den Schwarzwald getrieben und überdies noch ziemlich viel Obst im Ort verbraucht und vermostet. Der Obstertrag beläuft sich in günstigen Jahren auf etwa 80.000 Sri. Äpfel, 20.000 Sri. Birnen und 20.000 Sri. Zwetschen. Die jungen Stämme werden theils in


  1. In dem alten Rain stand ehemals eine Kelter. Weinberge in monte dicto Rutina (Reuthin gegen Mönchberg) juxta Herrenberg kommen im April 1289 vor im Besitz des Klosters Reuthin (Staatsarchiv). Weinberge „an Haußamer [Hildrizh.] Steig“ 1352 (Schmid 468).
  2. Dennoch bezog die Stadt vielen Wein von auswärts; altem Herkommen gemäß durfte von Martini an, wenn nur ein halber Herbst war, Niemand anders mehr als die vier Elsäßer Städte Wein einführen, was übrigens den 27. Mai 1600 aufgehoben wurde.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_124.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)