Seite:OAHerrenberg 156.png

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im Jahr 1845 in einem sehr ansprechenden Styl massiv erbaute Pfarrhaus von der K. Hofdomänenkammer unterhalten. Das in der Nähe der Kirche im Jahr 1819 erbaute und 1841 namhaft erweiterte Schulhaus, in welchem auch die Lehrerwohnungen eingerichtet sind, ist sehr ansehnlich und befindet sich in gutem baulichen Zustande. An der Schule unterrichten ein Lehrer, ein Unterlehrer und ein Schulgehilfe.

An der Hauptstraße im südlichen Theil des Dorfs steht das gut erhaltene, im Jahr 1837 erbaute Rathhaus; in ein Fenster des Rathhauses ist eine gemalte Scheibe von 1597, das Wappen eines Wipert von Rosenbach vorstellend, eingelassen.

Es bestehen schon längst ein öffentliches Armenhaus, Backhaus und Waschhaus; die große und kleine Zehntscheuer wurden im Jahr 1849 von der K. Hofkammer an einige Ortsbürger verkauft.

An der nördlichen Seite des Orts stund die Burg der Herren von Bondorf, von der noch ganz unbedeutende Reste ehemaliger Umwallung sichtbar sind (s. unten); unfern der Burg soll das Franziskaner-Nonnenkloster (s. unten) gestanden sein. Zwischen beiden Stellen befindet sich der sogenannte Badbrunnen, eine in Stein gefaßte Quelle, die das ganze Jahr hindurch vortreffliches Trinkwasser liefert, das früher auch zum Baden mittelst eines in der Nähe der Quelle errichteten längst wieder abgegangenen Badhauses benützt wurde. Außer dem Badbrunnen befinden sich noch ein laufender, ein Schöpf- und zwanzig Pumpbrunnen im Ort; eine periodisch fließende Quelle, welche in der Regel nur von dem sogenannten Obersten (6. Januar) bis nach der Haferernte Wasser hat, entspringt in der Nähe des Badbrunnens und bildet in Gemeinschaft mit dem Abfluß des letzteren den Brielgrabenbach. Außerhalb (westlich) des Orts befindet sich ein sogenannter Hungerbrunnen, der nur in unfruchtbaren Jahrgängen Wasser hat. Zum Feuerlöschen und Pferdeschwemmen sind im Ort drei Wetten angelegt; der in der Nähe des Spitalwaldes gelegene Egelsee ist abgegangen. Auf der Markung befinden sich mehrere gute Quellen, wie der Schimmelbrunnen, der Öhlisbrunnen, das Brünnle etc.; Erdfälle kommen viele vor.

Die Einwohner sind im Allgemeinen gesunde, kräftige Leute, und zählen noch, da ihre Erwerbsquellen in Feldbau und Viehzucht bestehen, zu den eigentlichen Bauern; jedoch trifft man neben großem Fleiß und religiösem Sinn als besondern Charakterzug viel Wißbegierde und Drang für geistige Ausbildung. Ihre Vermögensumstände gehören zu den besseren; neben mehreren Reichen, von denen der begütertste mit Einschluß von 10 Morgen

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_156.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)