Seite:OAHerrenberg 188.png

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Die durchgängig zweimähdigen Wiesen, ohne Wässerung, liefern gutes Futter, das aber für den Bedarf der Gemeinde nicht hinreicht, daher sich die Einwohner Wiesengründe auf der Markung Rohrau angekauft haben. Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens Wiesen wird zu 25–30 Cent. Heu und 12–15 Cent. Öhmd angegeben und die höchsten Preise eines Morgens belaufen sich auf 500 bis 600 fl., die mittleren auf 400 fl., und die geringsten auf 200 fl.

An dem Weingartenberg, 1/4 Stunde nordwestlich vom Ort, wurde früher Weinbau getrieben.

Die Obstzucht ist ziemlich ausgedehnt; man zieht hauptsächlich Fleiner, Luiken, Reinetten, Knausbirnen, Bratbirnen, Palmischbirnen und ziemlich viel Zwetschken. Das Obst wird gemostet und gedörrt, auch ziemlich viel nach Außen verkauft. Eine Baumschule ist nicht vorhanden, die jungen Stämme müssen daher auswärts bezogen werden.

Die Gemeinde ist im Besitz von 1400 Morgen Waldungen, von denen etwa die eine Hälfte mit Nadelhölzern (Fichten und Forchen), die andere mit Laubhölzern bestockt ist; in den letzten Jahren sind übrigens hievon gegen 200 Morgen ausgestockt worden; die Nadelwaldbestände werden im 90jährigen Umtriebe, die Laubholzbestände, welche meist aus Birken, Aspen, Buchen, Haseln etc. bestehen und Eichenoberholz haben, im 30jährigen Umtriebe bewirthschaftet. Es werden jährlich 400–450 Klafter und 20–25.000 Stück Wellen geschlagen; hievon erhält jeder Bürger 1 Klafter Holz und 50 Stück Wellen, der Rest gewährt durch Verkauf einen Erlös von 1500–2000 fl. Außer diesem beträchtlichen Waldareal sind noch 112 Morgen Stiftungswaldungen vorhanden, in welchen jährlich etwa 50 Klafter und 800 Stück Wellen geschlagen werden; die Stiftungspflege bestreitet hiemit das Besoldungsholz, welches 281/2 Klafter und 300–400 Stück Wellen beträgt und verkauft den Rest um etwa 140 fl.

Was die Viehzucht betrifft, so werden Pferde zur Zucht meist auswärts gekauft. Auch die Rindviehzucht ist in mittelmäßigem Zustande; es wird hauptsächlich eine meist gelbrothe Landrace durch fünf Farren nachgezüchtet, welche nebst dem Eber für die nicht unbedeutende Schweinezucht Namens der Gemeinde von einem Ortsbürger gegen die Nutznießung von 9 Morgen Acker und 41/2 Morgen Wiesen gehalten werden. Der Handel mit Vieh, besonders mit gemästetem, ist nicht unbeträchtlich; Butter kommt viel zum Verkauf.

Die Schäferei begreift etwa 400 Stück Schafe, meist Bastarde, welche theils den Ortsbürgern, theils dem Pächter, der für die

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_188.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)