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Brach- und Stoppelweide der Gemeinde jährlich etwa 300 fl. entrichtet, gehören. Die Überwinterung geschieht im Ort und die Wolle kommt in der Umgegend zum Verkauf.

Die Zucht der Ziegen und der Bienen ist von keinem Belang. Geflügel aber wird viel gehalten und mit demselben sowie mit Eiern ein kleiner Handel getrieben.

Die Gewerbe dienen meist nur den örtlichen Bedürfnissen. Früher wurde die Zeugles-, Bänder- und Leineweberei ziemlich eifrig betrieben, auch die Wollespinnerei beschäftigte einige Personen.

Neben einer Schildwirthschaft sind zwei Bierbrauereien mit Ausschank vorhanden.

Ein Gemeindebackhaus wurde vor 14 Jahren errichtet und ein Gemeindewaschhaus besteht schon längst.

Auf der Markung befinden sich zwei Muschelkalksteinbrüche, einer am Riegelberg und der andere an der sogenannten Hub, ein Lettenkohlensandsteinbruch, 1/4 Stunde nordwestlich vom Ort, zwei Lehmgruben, eine bei dem tiefen Brünnle und die andere im Deufringer Thal; Töpferthon wird im Wald zwischen Gärtringen und Deckenpfronn gewonnen.

Die Gemeindepflege hat außer den beträchtlichen Einnahmen aus Wald, Weide etc. noch ein Kapitalvermögen von 9000 fl. und 13–14 Morgen Feldgüter, die einen jährlichen Pacht von etwa 250 fl. abwerfen. Unter diesen günstigen ökonomischen Verhältnissen, in Verbindung mit einem namhaften Stiftungsvermögen (Tab. III.), ist der Gemeindehaushalt auf eine Weise geordnet, daß innerhalb 40 Jahren nur zweimal Gemeindeschaden umgelegt werden mußte.

Das Vermögen der Stiftungspflege beträgt, ohne den Werth des Waldes, gegen 50.000 fl. Kapitalien, unter welchen sich jedoch folgende besondere Stiftungen befinden:

a) zum Besten der Hausarmen stiftete 1) Marie Salome Sattler, geb. Harter, im Jahr 1556 200 fl., von welchen die jährlichen Zinse entweder an Geld oder an Tuch ausgetheilt werden sollen; 2) Heinrich v. Hiller, Oberrath in Stuttgart († 1669), im Jahr 1661 300 fl.; 3) Regina Salome v. Rehbach im Jahr 1726 22 fl. und 4) Freiherr Hiller, K. Kammerherr und gewesener Landvogt († 1854), im Jahr 1849 100 fl. Von den drei letzteren Stiftungen sollen die Zinse jährlich am Heinrichstag ausgetheilt werden.

b) An Schulstiftungen sind 60 fl. vorhanden, deren jährliche Zinse zur Anschaffung von Schulbüchern für unbemittelte Kinder verwendet werden sollen.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_189.png&oldid=- (Version vom 2.3.2019)