Seite:OAHerrenberg 217.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

von Altdorf (O.A. Böblingen) Breitenholz und einer zu der Markung Altingen gehörigen Waldparcelle, gegen Süden von Altingen und gegen Westen von Gültstein.

Die Güter liegen ziemlich uneben theils an dem steilen Hang der Schönbuchsterrasse, theils an den Ausläufern derselben und haben im Allgemeinen einen schweren, hitzigen, mühsam zu bauenden Boden, dem der Keupermergel mit Gips als Unterlage dient. Sie liefern übrigens, wenn Dünger und Regen nicht fehlt, reichlichen Ertrag, besonders an Obst, vorausgesetzt, daß demselben der Frost zur Zeit der Blüthe nicht geschadet hat.

Die Landwirthschaft wird im Dreifeldersystem mit zu 1/10 eingebauter Brache so gut als möglich betrieben, und landwirthschaftliche Neuerungen, wie die Einführung des Flanderpflugs und die Anwendung der Walze haben Eingang gefunden; die Düngerstätten sind noch nach alter Weise angelegt, übrigens wird die Gewinnung und Benützung der Jauche immer häufiger. Außer dieser und dem gewöhnlichen Stalldünger bedient man sich zur Besserung des Bodens noch des Pferchs und des Gipses. Letzterer wird in mehreren Gruben auf der Markung selbst abgebaut und in sechs durch Pferde getriebenen Gipsmühlen gemahlen, um nicht nur das eigene Bedürfniß zu befriedigen, sondern hauptsächlich um Handel in der Umgegend damit zu treiben, was mehreren Familien ihr spärliches Auskommen sichert[1].

Von den gewöhnlichen Cerealien werden hauptsächlich Dinkel und Hafer, weniger Gerste, selten Einkorn und noch seltener Roggen gebaut; der Anbau von Erbsen ist ganz unbedeutend. Die Brache wird hauptsächlich mit dreiblättrigem Klee und Kartoffeln angeblümt – letztere kommen übrigens auch im Haferfeld häufig zum Anbau. Auf den Morgen rechnet man Aussaat 7 Simri Dinkel, 4 Simri Hafer und 3 Simri Gerste; der durchschnittliche Ertrag wird zu 7–8 Scheffel Dinkel, 5–6 Scheffel Hafer und 4–5 Scheffel Gerste angegeben. Die höchsten Ackerpreise sind 250 fl., die mittleren 180 fl. und die geringsten 80–100 fl. per Morgen. Der Verkauf von Früchten nach Außen ist nicht beträchtlich.

Die Wiesen, welche nicht bewässert werden können, erzeugen ein gutes, nahrhaftes Futter, erlauben aber wegen des hitzigen Bodens in ganz trockenen Jahrgängen nur einen Schnitt. In günstigen Jahren erträgt ein Morgen 25 Centner Heu und 8–10 Centner


  1. Früher wurde auch Alabaster auf der Markung gebrochen, namentlich ist aus solchem im Jahre 1718 der Altar in der neuen evangelischen Schloßkirche zu Ludwigsburg gefertigt worden.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_217.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)