Seite:OAHerrenberg 241.png

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findet, und auch die Düngerstätten, die nur zum Theil mit Güllenlöchern versehen sind, eine zweckmäßigere Einrichtung erhalten könnten; dagegen wird die Walze allgemein benützt, und zur Besserung des Bodens außer dem Stalldünger und der Jauche auch Gips, Hallerde und Compost angewendet.

Von den gewöhnlichen Cerealien baut man hauptsächlich Dinkel, Hafer und Gerste, während Weizen, Einkorn und Roggen nur in unbedeutender Ausdehnung zum Anbau kommen; außer diesen pflanzt man Erbsen, Linsen, sehr viele Wicken, welch letztere zur Viehmastung benutzt werden, und Ackerbohnen theils unter dem Hafer, theils im Brachfeld. In der zu 1/3 angeblümten Brache zieht man Kartoffeln, Angersen, rothen Klee, Luzerne, Reps und Hanf. Auf den Morgen kommt Aussaat an Dinkel 1 Scheffel, an Hafer 4 Simri und ebensoviel an Gerste; der Ertrag wird zu 8–16 Scheffel Dinkel, 5-6 Scheffel Hafer und 5–6 Scheffel Gerste angegeben. Die höchsten Ackerpreise sind 600–800 fl., die mittleren 300 fl. und die geringsten 100 fl. per Morgen. Dinkel wird sehr viel nach Außen verkauft.

Der Wiesenbau ist nicht sehr ausgedehnt, daher mit Futterkräutern nachgeholfen werden muß; die durchgängig zweimähdigen, nicht wässerbaren Wiesen ertragen per Morgen durchschnittlich 25 Cent. Heu und 10 Cent. Öhmd. Die Wiesen stehen im Preise den Äckern gleich, jedoch werden die geringsten noch mit 200 fl. per Morgen bezahlt.

Östlich vom Ort im sog. Mönchthal wurde früher Weinbau getrieben, der vor etwa 70 Jahren wegen des geringen Ertrags vollends abging. Die Obstzucht, welche sich hauptsächlich mit Mostsorten, etwas Zwetschgen und ziemlich viel Kirschen beschäftigt, ist sehr bedeutend und erlaubt in günstigen Jahren einen namhaften Absatz nach Außen; im Jahre 1847 haben einzelne Ortsbürger bis 1000 Simri Obst auswärts verkauft.

Was die Viehzucht betrifft, so werden Pferde im Orte wenig gezüchtet, dagegen ziemlich viele Fohlen auswärts aufgekauft und nachdem sie groß gezogen, mit Vortheil, namentlich auch an die Militärverwaltung wieder abgesetzt. Die Rindviehzucht ist bedeutend und wird durch 2–3 Landfarren gepflegt, deren Haltung ein Bürger Namens der Gemeinde gegen 75 fl. und der Nutznießung aus zwei Morgen Wiesen übernommen hat. Mit Rindern und Mastvieh wird ein namhafter Handel getrieben.

Auf der Markung werden etwa 200 Stück veredelte deutsche Schafe geweidet, welche den Ortsbürgern gehören und im Ort Überwinterung finden; die Wolle geht in die Umgegend.

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 241. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_241.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)