Seite:OAHerrenberg 258.png

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gemalt, noch gut erhalten und zeugt von der großen Kunstfertigkeit des Malers. An der Wand des Chors steht ein im germanischen Styl gehaltenes Sacramenthäuschen.

Der früher um die Kirche gelegene Begräbnißplatz, dessen feste Mauern erst in neuester Zeit abgetragen wurden, ist im Jahre 1839 verlassen und ein neuer außerhalb (östlich) des Orts angelegt worden.

Das 1752–53 erbaute, von der Gemeinde zu erhaltende Pfarrhaus liegt ziemlich entfernt von der Kirche, im nördlichen Theil des Orts.

In der Mitte des Orts steht frei das Rathhaus, in welchem sich auch die Schule und die Wohnung des Lehrgehilfen befindet; es wurde im Jahre 1568 erbaut und ist trotz seines hohen Alters noch nicht baufällig; der Schulmeister bewohnt ein besonderes, der Gemeinde gehöriges Haus. Eine Industrieschule besteht seit 1847.

Die Gemeinde hat von dem Freiherrn v. Ulm im Jahre 1848 ein Backhaus um 300 fl. und im Jahre 1849 eine Kelter um 200 fl. erkauft; an letzterer hatte der Staat 1/3, daher an diesen 75 fl. entrichtet werden mußten.

Im Ort bestehen acht Pumpbrunnen und ein zum Schöpfen gerichteter Brunnen; in trockenen Jahrgängen lassen die Pumpbrunnen nach, dagegen fließt der Schöpfbrunnen das ganze Jahr hindurch so stark, daß sein Abfluß, der zunächst am Brunnen zu einer Wette geschwellt wird, einen kleinen Bach bildet, welcher zur Wässerung von ungefähr 15 Morgen Wiesen benutzt wird und unterhalb Poltringen in die Ammer einmündet. Das Wasser ist zum Trinken nicht besonders gut und scheint auch einen nachtheiligen Einfluß auf die Einwohner auszuüben, indem bei denselben der Kropf nicht selten vorkommt. Etwa 1/4 Stunde südwestlich vom Ort beginnt der Arbach, in dessen Thälchen fünf Quellen entspringen, die dem Bach die ersten Zuflüsse liefern; westlich (1/2 Stunde) vom Ort bestand früher ein kleiner Weiher.

Die nicht große Markung, nördlich an die Markungen Reusten und Poltringen, östlich an Poltringen, südlich an Wendelsheim, O.A. Rottenburg, und westlich an Seebronn und Hailfingen, O.A. Rottenburg grenzend, wird von vielen kleineren Einteichungen und Thälchen durchzogen und hat im Allgemeinen einen mittelfruchtbaren Boden, der zur Hälfte, besonders in dem sogenannten Söllenhardt und in den Eisengräbern, sogar schlecht zu nennen ist; er besteht größtentheils aus hitzigen, Dünger und Regen bedürfenden Keupermergeln, über denen nur stellenweise ein fruchtbarer Diluviallehm

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 258. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_258.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)