Seite:OAHerrenberg 288.png

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besonders von solchen, die mit Krätze behaftet sind, gebraucht wird (s. hierüber den allg. Theil).

Die im Jahre 1700 in einem nichtssagenden Styl erbaute Kirche, deren schadhaft gewordener Thurm im Jahre 1749 neu errichtet wurde, steht in geringer Entfernung außerhalb (westlich) des Orts auf einem künstlich aufgeworfenen Hügel, welcher die Burg genannt wird, wie denn der Sage nach auf demselben ein Schloß und später eine Kapelle gestanden sein soll; der Hügel war mit einem See umgeben, der längst abgegangen ist. In der Kirche befindet sich ein aus Holz gut geschnittenes Bild des Gekreuzigten. Auf dem viereckigen Thurme, dessen unteres Stockwerk aus Stein, das übrige aus Holz erbaut ist, hängen zwei Glocken, von denen die eine 1686 gegossen wurde, die andere aber uralt zu sein scheint, und außer vier Kreuzen weder Zeichen noch Schrift enthält. Die Unterhaltung der Kirche liegt der Gemeinde ob. Ein Begräbnißplatz wurde im Jahre 1833 östlich vom Ort angelegt; früher mußten die Verstorbenen in Nufringen beerdigt werden.

Auf einem freien Platze, beinahe in der Mitte des Orts, steht das ziemlich gut erhaltene Rathhaus, in welchem, sich auch die Schule nebst der Wohnung des an derselben angestellten Schulmeisters befindet; seit einigen Jahren besteht eine Industrieschule. Ein Gemeindebackhaus wurde 1844 errichtet, und ein Gemeindewaschhaus besteht schon längst. Die am westlichen Ortsende stehende hofkammerliche Zehentscheuer hat die Gemeinde in neuester Zeit um 400 fl. angekauft.

Die Einwohner sind körperlich nicht sehr bevorzugt, und bei ihrer in Folge der schon erwähnten Neigung zum Kretinismus schwächlichen Körperconstitution und der Abgeschiedenheit ihres Wohnorts weniger gewandt als die Nufringer, im Allgemeinen übrigens fleißig, sparsam und kirchlich gesinnt. Ihre Vermögensumstände gehören mit wenigen Ausnahmen zu den geringeren. Erwerbsquellen sind: Ackerbau und hauptsächlich Viehzucht; die Unbemittelten, deren es viele gibt, bauen den östlich vom Ort anstehenden Keupergips ab, den sie in den zwei im Ort vorhandenen Gipsmühlen mahlen und dann in der Umgegend absetzen. Einzelne gewinnen auch aus den nicht fern von den Gipsgruben gelegenen Sandsteinbrüchen weißen Stubensand, durch dessen Absatz sie sich einen spärlichen Verdienst sichern.

Die verhältnißmäßig nicht unbedeutende Markung wird nördlich von den Markungen Eningen, östlich von Hildrizhausen, südlich von Hildrizhausen und Nufringen, und westlich von Nufringen und Gärtringen begrenzt; sie ist mit Ausnahme der im Süden

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 288. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_288.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)