Seite:OAHerrenberg 289.png

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hinziehenden Schönbuchsterrasse ziemlich eben, hat aber im Allgemeinen einen minder fruchtbaren, meist strengen Thonboden, der als eine Verwitterung des Keupermergels zu betrachten und schwer zu bebauen ist. Nur nördlich vom Ort besteht der Boden aus einem ziemlich fruchtbaren Lehm, dem der Keupermergel zur Unterlage dient.

Zu diesen minder ergiebigen Bodenverhältnissen gesellt sich überdieß noch ein ungünstiges Klima, indem Frühlingsfröste und kalte Nebel, welche in der Richtung von Eningen her in die Gegend ziehen, nicht nur häufig dem Obst, sondern auch zuweilen dem Dinkel in der Blüthe schaden. Hagelschlag kommt nicht selten vor.

Unter diesen von Natur ungünstigen Verhältnissen ist es wohl erklärlich, daß die Landwirthschaft, trotz der Emsigkeit der Einwohner, dennoch auf keiner blühenden Stufe steht; indessen wird die Rindviehzucht durch einen ziemlich ausgedehnten und ertragreichen Wiesenbau kräftig unterstützt und bildet eine Hauptnahrungsquelle der Einwohner. Landwirthschaftliche Neuerungen finden nur langsam Eingang, und der deutsche Wendepflug ist noch immer beinahe allgemein im Gebrauch; auch die Düngerstätten sind noch nach der früheren Weise angelegt, obwohl für die Gewinnung der Jauche manches gethan wird. Zur Erhaltung und Verbesserung des düngerbedürftigen Bodens wird außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln: Gips, Asche, Hallerde und der aus den Wassergräben ausgeschlagene Schlamm benützt, welcher wegen der ihm beigemengten Gips- und Salztheile als Dünger sehr gesucht ist.

Nach der Dreifelderwirthschaft baut man Dinkel, Gerste, Hafer und ziemlich viel Einkorn, welch letzteres sehr gut gedeiht. Kartoffeln werden im Haferfeld und Ackerbohnen gemeinschaftlich mit dem Hafer gebaut. Hanf und Kraut zieht man in eigenen Ländern; der Repsbau ist ganz unbedeutend. Die Brache wird beinahe gar nicht angeblümt; der Morgen Acker, auf den man 7 Simri Dinkel, 3 Simri Gerste, 4 Simri Hafer, und eben so viel Einkorn als Aussaat rechnet, beträgt durchschnittlich 7–8 Scheffel Dinkel, 3–4 Scheffel Gerste, 5–6 Scheffel Hafer und 6 Scheffel Einkorn. Die höchsten Ackerpreise per Morgen sind 200–300 fl., die mittleren 150 fl. und die geringsten 30–40 fl. Der Getreideabsatz nach Außen ist von geringem Belang. Der größte Güterbesitz besteht in 30 Morgen.

Die Wiesen, welche nicht bewässert werden, jedoch durchgängig zweimähdig sind, liefern sehr gutes Futter, von dem zuweilen nach Außen verkauft wird; der durchschnittliche Ertrag derselben

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 289. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_289.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)