Seite:OAHerrenberg 297.png

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Drittel der Vogtei und des Gerichts (Sattler a. a. O. 126), den 26. Februar 1448 von Benz Kechler von Schwandorf seinen Theil des Dorfes um 490 fl., ferner in demselben Jahre von der Siechenpflege zu Reutlingen ihr, erst im Jahre 1446 dem Ulmer Bürger Konrad Bitterlin abgekauftes Sechstel der Vogtei sammt Zugehörungen für 465 fl.; das Übrige erwarb Graf Ludwig der Sohn für sich und seinen Bruder, den Grafen Eberhard, den 25. April 1457 von Balthasar von Bühel (Sattler a. a. O. 161. 299). Das Dorf wurde dem Amte Herrenberg zugetheilt.

Im Jahre 1327 kommt vor als hiesiger Kirchherr Johannes von der Familie von Hailfingen (Schmid Urk. 157), von welcher im 15. Jahrhundert die Pfarrei und die Frühmeß an das Stift zu Tübingen veräußert wurde. Gegenwärtig steht das Patronatrecht der Krone zu.

Im Mai 1672 und im März 1682 ward das Dorf durch schweres Brandunglück heimgesucht.


Unter-Jesingen,
Gemeinde II. Klasse mit 1271 Einw., bestehend aus: a. Unter-Jesingen, Pfarrd. 1261 Einw., wor. 4 Kath. b. Roseck, 5 Einw. c. Mühle, 5 Einw. Evang. Pfarrei. Die Kathol. sind nach Poltringen eingepfarrt.

Am Fuß des mit Reben bepflanzten, wohlgerundeten Baylerbergs, einem Vorsprung der Schönbuchsterrasse, hat der große, etwas unregelmäßig gebaute Ort eine äußerst freundliche, übrigens meist unebene Lage. Nur der in dem anmuthigen Ammerthale gelegene südliche Theil des Dorfs (untere Gasse) ist eben, dagegen auch den Überschwemmungen der nahe vorbeifließenden Ammer ausgesetzt; überdieß leiden einige Keller dieses Dorftheils, in welchen sich sogenannte Hungerbrunnen befinden, zuweilen durch den Wasseranlauf derselben, was alsdann als ein Vorzeichen eines unfruchtbaren Jahrgangs angesehen wird.

Die Hauptstraße, welche von der drei Stunden entfernt gelegenen Oberamtsstadt nach Tübingen führt, geht der Länge nach durch das Dorf und ist, wie auch die übrigen Ortsstraßen, reinlich gehalten und gekandelt. Überdieß ist noch eine Vicinalstraße nach Wurmlingen angelegt, und somit dem Dorf der Verkehr mit der Umgegend hinlänglich gesichert.

Von der Südseite gesehen, gewährt der Ort mit seiner schönen, hochgelegenen Kirche und dem Schönbuchsabhange im Hintergrunde eine sehr malerische Ansicht.

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 297. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_297.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)