Seite:OAHerrenberg 300.png

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Güter sind die Sandäcker, Glemsen, Rohräcker, Mühläcker, untere Halde, Wiesbrunnen, Breite, Enzbachäcker, Ammerbühl etc.

Das Klima ist mild, übrigens schaden kalte Nebel und Frühlingsfröste nicht selten dem Obste, Hagelschlag kam, namentlich seit den letzten 25 Jahren, häufig vor.

Die Landwirthschaft wird mit Anwendung des deutschen, zuweilen auch des Brabanter-Pflugs, sehr gut betrieben; auf die Gewinnung der nöthigen Düngungsmittel wird eifrig Bedacht genommen, wie denn Unter-Jesingen in der Anlage zweckmäßiger Düngerstätten mit Gülleneinrichtung, den Nachbarorten mit gutem Beispiel voranging. Nach der Dreifelderwirthschaft baut man hauptsächlich Dinkel und Gerste, weniger Einkorn, Wicken und Hafer; letzterer kommt nur auf schlechten Feldern zum Anbau. Von der Brache werden 2/3 angeblümt, weil die Feldmarkung im Verhältniß zur Einwohnerzahl zu klein ist, obgleich die Ortsangehörigen sich noch ziemlich viele Güter auf anstoßenden Markungen, namentlich auf der von Pfäffingen, angekauft haben. In der Brache werden Kartoffeln, Futterkräuter, Welschkorn, Kohlraben, ziemlich viel Angersen, wenig Ackerbohnen und etwas Reps gebaut. Von den Futterkräutern wird die Luzerne nicht nur in der Brache, sondern auch in ausgereuteten Weinbergen, des bedeutenden Viehstandes wegen, sehr häufig gepflanzt. Hanf und Kraut zieht man in eigenen Ländern; Hopfen kommt in neuerer Zeit mit ziemlich gutem Erfolg zum Anbau.

Auf den Morgen wird ausgesäet 71/2 Simri Dinkel, 4 Simri Gerste, 41/2 Simri Hafer, 4 Simri Einkorn, und durchschnittlich eingeheimst: 10 Scheffel Dinkel, 4–5 Scheffel Gerste, 4 Scheffel Hafer und 5–6 Scheffel Einkorn. Der höchste Preis eines Morgens Acker beträgt 500 fl., der mittlere 300 fl. und der geringste 100 fl. Dinkel und Gerste kommt sehr viel nach Außen zum Verkauf, namentlich ist die Gerste von den Bierbrauern sehr gesucht und wird von diesen öfters um 1 fl. per Scheffel theurer bezahlt, als in den Nachbarorten.

Der ausgedehnte Wiesenbau, dem übrigens keine Wässerung zukommt, liefert per Morgen einen durchschnittlichen Ertrag von 25–30 Centnern Heu und 12–15 Centnern Öhmd; das Erzeugniß wird im Ort verbraucht und überdieß noch Futter von Außen aufgekauft. Die Preise der Wiesen bewegen sich von 300–500 fl. per Morgen.

Der Weinbau, welcher sich früher über 300 Morgen erstreckte, ist bis auf die Hälfte dieser Ausdehnung herabgesunken und hat hauptsächlich der immer mehr sich ausbreitenden Obstzucht den Platz geräumt; die Betriebsart ist die gewöhnliche des Unterlandes; die

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 300. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_300.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)