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kommen, theils reine Brache behalten und daher den Aufbruch über den Winter entbehren können.

An Rindvieh (theils reine Simmenthaler, theils Kreuzung von Simmenthaler und Rigirace) sind gewöhnlich 80–90 Stücke aufgestellt und von Schafen (Bastarde) werden etwa 700 Stücke über Sommer und Winter gehalten. Der Grund dieser verstärkten Schafhaltung liegt in dem Umstande, daß die Milch sich nicht gut verwerten läßt. Pferde werden 12–15 Stück gehalten. Die Bienenzucht wird eifrig und mit gutem Erfolg getrieben. Besonders hervorzuheben ist, daß hier mehrere 100 Ruthen nasses Ackerfeld von thonigem Grund durch Unter-Drains, nach der älteren Methode mit Steinfüllung und förmlichem Durchlaß, mit dem besten Erfolg trocken gelegt worden sind. Was die Dünger-Production betrifft, so ist zu bemerken, daß unter Benützung von Grabenausschlag, Hofabraum, Scheunen-Rückständen etc. jährlich einige hundert Wagen Compost bereitet werden, der vorzugsweise den Luzernefeldern und Wiesen zu gut kommt.

Auf dem Gut befand sich eine für zwölf Knaben berechnete Armen-Ackerbauschule, die im Jahre 1855 nach Einsiedel verlegt wurde.

Aus zwei vorhandenen Baumschulen werden Jungstämme auch in die Umgegend abgesetzt.

Bei Anlegung einer dieser Baumschulen stieß man im Jahre 1841 an der westlichen Seite des Weilers auf Gebäudeschutt, menschliche Gebeine und Schädel, alte, dünne Silbermünzen und viele Bruchstücke von Gefäßen aus einer sehr frühen Periode.

Der Ort Sindlingen, ursprünglich pfalzgräflich tübingisch, wird um 1100 als Sindelingun erstmals genannt; damals beschenkte Adelheid, Wittwe Graf Heinrichs von Tübingen, das Kloster Reichenbach mit drei Huben in Sindlingen (Cod. Reichenb. 10a). Auf Bitte derselben Gräfin Adelheid bedachte Graf Hugo von Tübingen, ihr Schwager, zum Seelgeräthe seines Bruders, Graf Heinrichs, dasselbe Kloster mit seinem hiesigen Gute (ib. 18a). Später kam es, wie Ober-Jettingen (siehe daselbst), an den Grafen Burkhard von Hohenberg. Von einem jüngern Grafen Burkhard von Hohenberg erkaufte es, wahrscheinlich im Jahre 1364 mit Bulach, der rheinische Pfalzgraf Ruprecht; im Jahre 1385 besaßen es Conz von Herbolzheim und seine Hausfrau Christine von Bachenrieth als pfälzisches Lehen (Burgermeister Thes. jur equestr. 1 , 396. 2, 623).

Mit Bulach mag im Jahre 1440 die Lehensoberherrlichkeit in Sindlingen von den Grafen Ludwig und Ulrich von

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 313. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_313.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)