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dreißigjährigen Krieges. Stadt und Amt wurde 1632 bis 1638 von den kaiserlichen Soldaten gräulich verwüstet, so daß die meisten Dörfer öde und verlassen lagen, und die Einwohner, welche in Kirchheim Schutz und Nahrung gesucht hatten, in den Straßen theils verhungerten, theils von pestartigen Seuchen hingerafft wurden. Nach Acten wurde die Summe aller Kriegskosten vom 7. Nov. 1634 bis 31. Dez. 1638 auf 538.607 fl. berechnet, worunter die noch größern Verluste, welche unaufhörliche Plünderungen, Brandschatzungen und Feuersbrünste bewirkt hatten, nicht begriffen sind. In den Jahren 1641–1646, in welchen die weimar’schen, schwedischen und baierischen Armeen übel hier gehaust hatten, mußten nur an Kriegssteuern 76.943 fl. 18 kr. aufgebracht werden.

Die fürchterlichen Verheerungen dieses Krieges schildert ein Bericht vom 1. Oktober 1652 also: Vor dem Jahr 1634 waren 3170 Bürger vorhanden; im Jahr 1652 nur noch 1079; es fehlten also etwa zwei Drittheile. Es lagen noch öde und wüst: Äcker 59663/4 Jaucharte, Weingärten 1043 M., Wiesen 10831/2 Tagwerke. Überdieß waren noch 7 herrschaftliche und 1533 Privat-Gebäude ruinirt, worunter ein ganzes Dorf (s. Holzmaden). In den verödeten Dörfern sollen sich nunmehr viele abgedankte Soldaten niedergelassen haben. Aber auch von den verheerenden Einfällen der Franzosen zu Ende desselben Jahrhunderts blieb der Bezirk nicht verschont, wie wir in der Ortsbeschreibung finden werden. Zu gleicher Zeit waren die Einquartierungen der württembergischen Truppen bei ihrer schlechten Disziplin eine schwere Bürde, zumal der großen Menge von Soldatenweibern wegen; wie denn diese 1683 nach dem Abmarsche der erstern nach Ungarn, von Blaubeuren aus zurückkehrten und stahlen, was sie nur erhaschen konnten. Sie waren in militärische Reihen geordnet und hatten ihre eigene Fahne. In dem spanischen Erbfolgekriege lagerte vom 21. März 1701 bis in den Mai 1703 das kaiserliche Heer auf dem Egelsberge zwischen Weilheim und Nabern, und verursachte dem Oberamte einen Schaden von 83.588 fl. 13 kr., und nach der Schlacht bei

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Kirchheim. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAKirchheim_107.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)