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31 Jahren starben so viele Menschen, als die wirkliche Anzahl der Lebenden ist. Im Durchschnitte der Jahre 1834 bis 38 kam jährlich 1 Todter auf 35 Lebende. Auf 100 Geborene kommen 70 Todte, oder auf 100 Gestorbene kommen 130 Geborene. Von den Gestorbenen hatte nicht ganz die Hälfte das 7. Jahr überlebt. Von 111 Kindern starben vor dem ersten Jahre 4111/17). Ausschließlich der Todtgeborenen kommen auf 100 Gestorbene 14, die das 70. Jahr erreicht hatten. In dem gedachten Decennium erreichten nur 6 Männer und 1 Weib ein Alter über 90 Jahre. Das höchste bekannte Alter ist 96 Jahre. Betrachtet man das Verhältniß beider Geschlechter hinsichtlich der Sterblichkeit, so verhält sich die Zahl der im ersten Lebensjahre gestorbenen Knaben zu jener der Mädchen wie 394/10) : 318/10). Vom ersten Lebensjahr an starben so ziemlich gleich Viele. Im Alter über 14 Jahren starben 375/10) Männliche und 385/10) Weibliche.

Die Religion der Einwohner ist die evangelisch-lutherische; Katholiken sind nur wenige vorhanden; Juden keine. Daß diese im Mittelalter hier zahlreich gewesen seyn mußten, erhellt aus dem Vorhandenseyn einer Judenschule, welcher 1329 gedacht wird.

Die Einwohner sind ein kräftiges, derbes Geschlecht, durch strenge Arbeit theils auf dem Felde, theils in den Werkstätten abgehärtet, dessen Erwerbsfleiß wirklich oft musterhaft ist. Sie erfreuen sich eines ziemlichen Wohlstandes. Von den hier geborenen Männern, welche sich auch im Auslande einen Namen erworben, nennen wir:

Georg Plunkher; es ist zwar nicht erwiesen, daß er ein Kirchheimer von Geburt ist, wohl aber, daß er Kaplan an der hiesigen Nikolaus-Kapelle in den Jahren 1240–1260 war. Er ist Verfasser einer größern Kaiser-Chronik und eines Land- und Städte-Recht-Buches. (S. Hausleutners Schwäb. Archiv III. 318. IV. 444.)

Sebastian Molitor, ums J. 1478 geboren, wurde 1511 Abt zu Zwiefalten, resignirte 1537 und wurde 1546 nochmals gewählt.

Konrad Brunus, geboren 1491 gestorben 1563, studirte in Tübingen beide Rechte, trat dann in würzburgsche, hierauf in baierische Dienste, und wurde dann zum Assessor des Reichskammer-Gerichts

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Kirchheim. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAKirchheim_122.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)