Seite:OAKirchheim 172.png

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Scheunen mit allen Viktualien und Mobilien, verzehrte. Die Feldschützen sagten aus: es sey ein „feuriger Drachen vom Himmel uff ein Haus herunter gefallen.“

Bissingen hatte in alten Zeiten zwei Kirchen. Die St. Michaelskirche wird schon 1348 genannt. (S. Tiefenbach.) Utz und Cunz Gebrüder, die Kinner genannt von Kinne, verkauften 1365 all ihr Gut zu Kinne an Haus, Hof, Gärten, Hofstätten etc. der St. Catharinen-Caplanei im Kloster Kirchheim, mit der Bestimmung, daß daraus „den Pfarrern beiden, da ze Bissingen“ zu ainer Jahrzeit 6 Scheffel Haber gereicht werden sollen. Das Kloster St. Peter scheint die Kastvogtei und das Patronat über beide Kirchen seit den ältesten Zeiten besessen zu haben. Als 1452 die Gemeinde »in ecclesia parochiali beate marie« eine ewige Messe in der Ehre St. Barbara und St. Johannes des Evangelisten auf das Neue stiftete und dotirte, geschah es mit Zustimmung des Grafen Ulrich von Württemberg und des Abtes von St. Peter, welch Letzterer als Patron »ratione prepositure in Jesingen priorate« bezeichnet wird, da die Kirche dieser Propstei zugehöre. (Siehe auch Jesingen.) An St. Blasien 1468 bewilligte Graf Ulrich dem Abte von St. Peter, als den Kastvogt beider Pfarreien, dieselben zu vereinigen, „weil vß solch zwöen Pfarren zu Zeiten Irrung vnd auch Versomnus geschehen sind." – Die Reformation wurde zu gleicher Zeit wie in Weilheim eingeführt. Bis dahin standen neben dem Pfarrer noch ein Frühmesser und ein Caplan zu St. Catharina. (S. auch Nabern.) Die Zehentrechte des Staats rühren von den Klöstern St. Peter und Adelberg her.

Nahe bei B. lag einst das obengedachte, nun abgegangene, Dorf Kinne, wohl nicht ferne von Diepoldburg (s. dort). Conrad v. Kinne verkauft 1342 eine Gülte aus seinem Hofe zu Kinne dem Kl. Kirchheim. Conrad der Kinner v. Kinne verkauft 1358 an einen Bürger v. Weilheim eine Gülte aus einer Wiese unter dem See, die stoßt an den Graben und an sein, Conrads, Gesäß. Er führt das Späthsche Wappen. – Dabei befand sich noch 1624 ein See, „der Kynner See,“ 41/4 M. groß; vielleicht der obengedachte Feuer See.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Kirchheim. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 172. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAKirchheim_172.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)