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bestand noch 1627 aus 2 Thürmen, auf deren einem eine Fahne ausgesteckt ist. Das alte Erbrecht s. oben S. 102. Dem Orte stand in alten Zeiten ein „Amtmann“ vor, zu dessen Stabe Schopfloch und Krebsstein gehörten, der aber später mit dem Oberlenninger Stabe vereinigt wurde.

Wie erwähnt, hatte G. im 30jährigen Kriege viel zu leiden. Im J. 1635 starb es bis auf wenige Familien ganz aus, und wegen der vielen Todten wurden diese auf dem Heiligenberg begraben.[1] Noch im J. 1645 zählte die Gemeinde nur 89 Seelen.

Oberhalb des Dorfes entspringt die vorgedachte und oben S. 19 näher beschriebene Lauter. Ihr Niveau ist beim Ursprung um 680 P. Fuß höher, als bei Kirchheim. Eine halbe Stunde unterhalb Gutenberg nimmt sie die Schlattstaller Lauter auf. Hier führt sie treffliche Forellen. Des Basalttuffes, der selteneren Pflanzen, und des Heppenloches ist oben S. 14, 34 und 36 Erwähnung geschehen.

b. Krebsstein, ein Weiler mit 59 ev. Einwohnern, 1/4 St. von Gutenberg entfernt, nordwestlich von demselben. Ein steiler Berg führt dahin. Die Häuser – 9 Haupt- und 10 Neben-Gebäude – sind auf einem senkrechten hohen Felsen der Alp herausgebaut (siehe S. 185). Von hier aus ist zur Blüthezeit die Ansicht des Lenninger Thales wunderschön. Den Zehenten bezieht der Staat auf der ganzen Markung, mit Ausnahme einiger zehentfreien Äcker. Der Heu- und Öhmd-Zehente ist abgelöst. Die Zehentrechte wurden wie die in G. erworben. Wie die meisten Alporte, so hat auch dieser Wassermangel. Feldbau, durch einen fruchtbaren Boden unterstützt, ist die Hauptnahrungsquelle. Der Fruchtverkehr mit der Kirchheimer Schranne ist nicht unbedeutend. Das Sinken des Wohlstandes wird der Trunksucht der Bewohner Schuld gegeben. K. scheint von jeher Filial von Gutenberg gewesen zu seyn, da es auch Antheil an dessen Stiftungsvermögen hat. Der Ort bildet auch in politischer Hinsicht mit G. eine Gemeinde; doch ist er dem Kameralamt Wiesensteig zugetheilt. Die Kinder haben über den äußerst beschwerlichen und im Winter gefährlichen steilen Berg die Schule in G. zu besuchen.

  1. Der Tradition nach war der Todtengräber einer der Wenigen, die der Tod verschont hatte. Er begrub die vielen Leichname, als der Kirchhof im Flecken ganz angefüllt war, auf dem Heiligenberg, zuletzt nur noch von einem kleinen Esel begleitet, dem er sie auflud.
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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Kirchheim. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAKirchheim_189.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)