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Wein ist wohlschmeckend, aber nicht lagerhaft. Hanf wird mehr als Flachs gebaut. Der Obstertrag wurde im Laufe des letzten Jahrzehends durch viele junge Bäume sehr erhöht. 1 Morgen Feld kostet im Durchschnitt 300 fl. Die Schweinzucht ist von Belang; die Rindviehzucht stärker als in allen andern Amtsorten; die Stallfütterung auf die Hälfte des Tages beschränkt. Die Gewerbe werden fast nur als Nebensache betrieben. Im Jahr 1835 waren 8 Linnen- und 2 Baumwollen-Weber auf 12 Webstühlen beschäftigt. Schildwirthschaften sind 2 vorhanden. Das Gemeindewesen ist in Ordnung; das Stiftungsvermögen nicht unbedeutend.

Die Kirche hat keine Filialien. Das Patronatrecht ging mit dem ganzen Zehentrecht 1806 von St. Peter auf den Staat über. Von 1637–1656 versah der Pfarrer von Bissingen die hiesige Kirche. Die Pfarrbesoldung ist in der bei Kirchheim (S. 131) angegebenen Weise verwandelt. An der im Rathhaus untergebrachten Schule stehen 1 Schulmeister und 1 Provisor; in der Industrieschule geben 2 Lehrerinnen Unterricht. Der Gottesacker außerhalb des Orts wurde 1836 angelegt.

Nabern wird schon, wie wir oben S. 97 sahen, im Jahr 861 genannt, wo der Stifter des Klosters Wiesensteig hier begütert war. Frühzeitig kam der Ort aber an Zähringen und von diesem an die Herzoge von Teck und dann theilweise an Österreich. Daß letzteres im Jahr 1314 vogteiliche Rechte hier besaß, haben wir bei Bissingen gesehen. Mit diesem Orte, zu welchem er überhaupt in einem näheren Verhältnisse gestanden, gelangte er an Württemberg. – Die grundherrlichen Rechte waren hier in wenigeren Händen, als die in anderen teck’schen Orten. Den meisten Antheil hatte St. Peter.

Herzog Berthold III. und sein Bruder Conrad trafen ums J. 1100 mit St. Peter einen Tausch, wonach jener, wie dieses sagt, »mansum videlicet unum apud Nabero nobis tradidit et mansum unum quem apud Ohssenwang habuimus, vicissim a nobis recepit, ecclesiam autem eandem apud Nabero pro remedio animae suae beato Petro donavit.« So kam das Kloster in den Besitz des Zehentens

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Kirchheim. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAKirchheim_207.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)