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1 Schildwirthschaft u. s. w. Indessen ist auch eine Fournierschneidmaschine errichtet worden.

Der Holzhandel wird etwas betrieben. Der Gemeindebleiche ist schon oben S. 77 Erwähnung geschehen. Im Jahr 1838–1839 waren die Einnahmen der Gemeindepflege 2526 fl. 351/2 kr, darunter 1229 fl. 23 kr. Weid- und Pförchgeld und 607 fl. aus Holz, und die Ausgaben 2529 fl. 231/2 kr. Der Gemeindewald (4773/8 Morgen) gehört zu den größeren des Bezirkes. Am 6. Sept. 1710 bekam die Gemeinde das Recht, einen Jahr-, Roß- und Vieh-Markt zu halten. Sie hat nun das Recht zu zwei Märkten.

Filial der alten Pfarrei ist der Hof Randeck. Bis zur Reformation gehörte auch der nun nach Wiesensteig eingepfarrte Reißensteiner Hof zu derselben. Nachdem am 16. März 1604 der Verkauf des Widumhofes, den der Pfarrer bis dahin genossen, dem Armenkasten Weilheim gestattet worden, wurde die von diesem zu reichende Besoldung auf 48 fl. in Geld, 40 Scheffel Dinkel, 30 Scheffel Haber, 9 Simri Gerste, 6 Eimer Wein und 4 Fuder Stroh, neben dem kleinen und Heu-Zehenten, vestgesetzt. Das Faselvieh sollte der Kasten noch ferner, den Eber aber der Müller halten. Das Nominationsrecht übte letztmals der gedachte Armenkasten aus. Durch Widerhold wurde ihm zwar dasselbe entzogen, nach seinem Tode aber durch herzogliche Resolution vom 22. Juli 1669 wieder eingeräumt. Früher bestanden auch eine Frühmesse, welche die Ortsherrschaft zu verleihen hatte, und eine Caplanei zu St. Johann dem Evangelisten, welche 1461 Frau Guta von Neuhausen, die Wittwe des strengen Herrn Hansen von Lichteneck, Ritters, gestiftet hatte, aber schon 1539 aufgehoben worden ist. Mit der Kirche scheint in alten Zeiten ein Stift verbunden gewesen zu seyn, da sie in einer Urkunde noch 1491 „stiftliche“ Pfarrkirche heißt; weitere Nachrichten fehlen jedoch. Außer der Schule, für welche ein eigenes Gebäude demnächst errichtet wird, und an welcher ein Schulmeister und 1 Provisor stehen, ist auch noch eine Industrieschule im Ort. Der Armenkasten hat dem früheren Ortsherrn, Conrad Widerhold, mehrere Stiftungen zu danken.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Kirchheim. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAKirchheim_211.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)