Seite:OAKirchheim 224.png

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und 59 Neben-Gebäude, worunter 1 Ziegelhütte und 1 Armenhaus. Die mitten im Dorfe stehende Kirche zum heil. Martin ist von hohem Alter. Nach einer Inschrift am Eingange derselben wäre sie schon 1323 erneuert worden. Der Chor wurde 1711 wieder hergestellt, indem er damals so baufällig war, daß der Pfarrer, wie er berichtete, am Altar seines Lebens nicht sicher sey, da kurz zuvor aus dem Gewölbe des Chors ein Stein hart neben ihn hingefallen sey. Die Kirche hat die Gemeinde, das sehr alte, aber eine reizende Aussicht gewährende, Pfarrhaus der Staat im Bau zu erhalten. Die beiden Schulen sind in dem Rathhaus untergebracht, welches vor 5 Jahren eine entsprechende Einrichtung erhielt. Ganz nahe an dem Ort, auf dem linken Ufer der Lauter und auf einer mäßigen Anhöhe, steht das vormalige Schlößchen, welches – mit mehreren Nebengebäuden von einer Ringmauer umfangen – im Besitz von Privaten ist. Sehenswürdigkeiten bietet dasselbe zwar keine dar, bemerkenswerth ist aber, daß in demselben 1438 Eberhard von Freyberg und 1610 Johann Georg Schilling von Canstatt, als Württembergische Lehensleute saßen. Ein Zweig dieser Familie befand sich noch 1650 hier. Auch sollen die Späth daselbst ihren Sitz gehabt haben; aber schon 1699 war es in bürgerlichen Händen. Das Trinkwasser ist vorzüglich. Die Einwohner – mehr vermöglich, als reich oder ganz arm – sind fleißig, ordnungsliebend und sittlich. Die Felder sind ungemein fruchtbar. Die Kartoffeln gedeihen vortrefflich. Hauptsächlich die Obstbäume sind es, welche den Einwohnern einen sehr großen Ertrag gewähren. Außer den Gütern im Thale besitzen sie auch auf der Alp noch ziemlich viele Äcker, deren Bau aber sehr beschwerlich ist. Die Stallfütterung ist bis auf die Herbstweide auf den Wiesen eingeführt. Durchschnittlich erträgt die Markung 1000 Scheffel Dinkel und 1000 Scheffel Haber und Gerste. Sie ist auffallend stark parcellirt. Einen bedeutenden Erwerb gewährt das Graben der sehr guten und gesuchten Tuffsteine. Die Gewerbeliste vom Jahr 1835 führt auf:

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Kirchheim. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAKirchheim_224.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)