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einige Thürme und andere Gebäude verschont geblieben zu seyn, da der Obervogt Widerhold am 4. Oktober 1661 befahl, auf dem Teckthürmlein eine Wache wieder anzurichten.[1] Im Sommer 1736 beschloß Herzog Carl Alexander: das Schloß „nicht sowohlen wiederum in bewohnbaren Stand setzen, als auch zu allgemeiner Sicherheit des Landes eine Fortesse und Vöstung darauf anrichten zu lassen,“ worauf sogleich Hand angelegt wurde. Mehrere Monate hindurch wurden je ein halbes Regiment Soldaten zum Schanzen hierher kommandirt und Stadt und Amt zu Hand- und Fuhr-Frohnen, die vom Juni 1736 bis Februar 1737 auf 7000 fl. berechnet worden, angehalten; allein nach dem sofort eingetretenen Tode des Herzogs wurde der Plan gänzlich verlassen und auch 1741 das Wachhaus bis auf das massive Stockwerk abzubrechen befohlen.[2] Nun ist von der alten Burg nichts mehr vorhanden, als die Reste von 4 gegen Owen schauenden Halbthürmen und ein südlich stehender halber Thurm, der einst zum Gefängnisse gedient haben solle, sowie das Erdgeschoß eines nordwestlich gelegenen Thurmes, auf welchem der Staat ein von Oberhelfer Knapp in Stuttgart in Anregung gebrachtes Belvedere kürzlich erbauen ließ, wo der Wanderer nicht nur Schutz gegen brennende Sonnenstrahlen und Regen findet, sondern auch das herrliche Panorama auf das bequemste genießen kann. Und in dem geebneten vormaligen Burgraume beginnt jetzt eine Linde ihre jugendlichen Wurzeln in die alten Felsen zu schlagen, damit in ihrem Schatten noch die späte Nachwelt jenes Regenten sich erinnern möge, zu dessen

  1. Widerhold empfahl dem Amte, den Posten hin und wieder mit „einem Trünklein Weins“ zu erfrischen; es sey solches „nicht zur Üppigkeit“ gemeint, sondern den Unverschämten und Schwelgern solle man „die Nase darauf stoßen.“
  2. Nach andern Nachrichten scheint das Letztere nicht vollzogen worden zu seyn, da hienach bis in die letzten Jahrzehende des vorigen Jahrhunderts einige Invaliden unter einem Platzadjutanten oben garnisonirt hatten. Noch erinnern sich Bewohner von Dettingen, wie diese Veteranen etwa an einem Feiertage, wenn die Sonne hell geschienen, mit einem Tänzchen nach dem Klange einer bescheidenen Dorfgeige sich zu belustigen pflegten.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Kirchheim. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 252. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAKirchheim_252.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)