Seite:OAKirchheim 274.png

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steht dem Staate, von hier bis gegen Schlattstall aber Privaten zu.

Der Ort hat eine ebene und gesunde Lage. Er zählt 101 Haupt- und 32 Neben-Gebäude. Die Kirche, im Jahre 1767 von der Gemeinde neu erbaut, ist etwas abgelegen und bietet keine Merkwürdigkeiten dar. Die Baulast des dabei gelegenen, 1745 erbauten, Pfarrhauses, liegt dem Staate ob. Das Schul- und Rath-Haus, worin auch der Schulmeister wohnt, wurde 1834 mit einem Aufwande von 5000 fl. erbaut. Die Einwohner sind fleißig, aber nicht wohlhabend. Das hohe Alter, welches 1725 ein Mann erreichte s. oben S. 43. Der Boden ist fruchtbar an Obst, Hanf, vorzüglichen Kartoffeln, Kraut, Rüben und hat sehr viele Äpfel-, Kirschen-, Nuß-, Birn- und Zwetschgen-Bäume, weniger Weinberge und Äcker, deren viele auf der Alp liegen und schwer zu bauen sind. Die Kirschenernte dauert oft 3 Wochen. Die Stallfütterung ist bis auf die Herbstweide auf den Wiesen eingeführt. Durch die Erwerbung der Schloßgüter Sulzburg und Rauber, welche 1819 um 26.000 fl. in kleinen Abtheilungen an einzelne Bürger verkauft wurden, hat die Landwirthschaft eine größere Ausdehnung erhalten. Der Ertrag der sehr parcellirten Markung ist durchschnittlich 15.140 fl. und der Verkaufspreis von 1 Morgen Feldes 170 fl. Die Gewerbe werden nur als Nebensache behandelt und sind neuerdings unbedeutend. In früheren Zeiten war die Wollen- und Baumwollen-Spinnerei eine gute Erwerbsquelle; jetzt sind nur noch 5 Leinen- und 2 Baumwollen-Weber vorhanden. Der Handel beschränkt sich auf das Frühobst, und ist häufig sehr lebhaft. Außerdem sind 1 Specereihandlung, 1 Mahl- und Öl-Mühle und 1 Schildwirthschaft im Orte. Ein großer Nebenerwerb, den auch die Männer Winters betreiben, ist das Linnenspinnen. Das Gemeindewesen ist in Ordnung. Der Ort gehörte früher in den Stab Ober-Lenningen.

Unter-Lenningen soll stets einen eigenen Pfarrsitz gehabt haben, ausgenommen 1648–1660, wo, nachdem Pfarrer

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Kirchheim. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 274. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAKirchheim_274.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)