Seite:OALeonberg 082.png

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5) Unter den Benennungen „Heerstraße, Sträßle" führt eine ebemalige Römerstraße von Canstatt her über Weil d. D., Ditzingen, Hirschlanden, Schöckingen nach Eberdingen u. s. w.

6) Eine Römerstraße, vermuthlich von Kornwestheim, Oberamts Ludwigsburg herkommend, zieht unter dem Namen Heerstraße von Weil d. D. nach Leonberg.

Weitere alte Straßen, welche als römische weniger entschieden nachgewiesen werden können, sind:

a) Die Straße, welche von Magstatt, O. A. Böblingen, herkommend, zwischen Warmbronn und Renningen durchgehend nach Leonberg und von da nach Hirschlanden u. s. w. unter den Benennungen: Reitweg, Rittweg, Heuweg, grasiger Weg und Pilgerpfad, führt.

b) Der von Gebersheim nach Hochdorf, O. A. Vaihingen, führende „alte Postweg oder Rittweg“.

c) Die von Friolzheim, zwischen Flacht und Mönsheim hindurch nach Nusdorf, O. A. Vaihingen führende „alte Weinstraße“.

Nicht minder reich als an alten Straßen ist der Bezirk an Überresten alter Wohnplätze; namentlich deuten folgende in neuester Zeit gemachte Entdeckungen auf ehemalige Römerorte:

1) Etwa 1/4 Stunde nördlich von Rutesheim entdeckte i. J. 1847 Gemeinderath Bolay auf dem zwischen zwei Römerstraßen gelegenen Burgfeld, mehrere ausgezeichnet schöne römische Anticaglien von Bronce, Glas, terra sigillata etc. (s. Schwäbischen Merkur vom 9. August 1849). Überdieß findet man auf dem Burgfeld zerstreut liegend viele Bruchstücke römischer Ziegeln, Gefäße u. s. w., ebenso stößt man häufig auf Mauerreste, so daß hier ein ehemaliger, ziemlich ausgedehnter Römerort angezeigt ist.

2) Auf dem Eurach (Mäurach), südwestlich von Schöckingen an der Markungsgrenze gegen Hirschlanden, kommt man auf ausgedehnte Gebäudereste, bei denen sich eine Menge Fragmente von römischen Ziegeln, Gefäßen, Heizröhren etc. finden; eine hier gefundene Säule wurde leider zertrümmert und ein Postament von einem Hypocaustum liegt gegenwärtig noch in dem Hof eines Bürgers von Hirschlanden.

3) Etwa 1/4 Stunde nordöstlich von Hirschlanden auf einem Acker (des Jakob Koch), in der sogenannten Höll, wurden römische Gebäudereste und Fragmente von Anticaglien, die zum Theil aus samischer Erde waren, entdeckt.

4) In dem Walde Appenwiesen, 3/4 Stunden westlich von Hemmingen, befinden sich noch namhafte Spuren eines Gebäudes, dessen Grundmauern zum Theil noch 1 — 2' über der Oberfläche sichtbar sind, so daß sie sich leicht verfolgen lassen. Das Gebäude bildete ein länglichtes Viereck, von

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 082. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_082.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)