Seite:OALeonberg 092.png

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befand, ist ein zwar altes, aber gut erhaltenes Gebäude, das mit seiner Rückseite auf der südlichen Stadtmauer steht und von dieser Seite aus eine angenehme Aussicht in das Freie gewährt.

Das Forsthaus mit namhaften Nebengebäuden steht an der Ecke zweier Hauptstraßen in der Vorstadt; Herzog Ludwig erkaufte es von Christoph Mangen und Herzog Johann Friedrich ließ es 1612 zu einem Forsthaus einrichten.

Das am nordwestlichen Ende der Stadt gelegene Dekanathaus ist ein schönes, wohlerhaltenes Gebäude mit Garten und Hof, und wird Namens der Universität Tübingen vom Staat erhalten.

Das unfern der Kirche in der Pfarrgasse stehende Diaconathaus wurde von dem in dem Keppler’schen Proceß vorkommenden Untervogt Einhorn, dessen Wappen mit der Umschrift „Lutherus Einhorn 1626“ über dem Eingang angebracht ist, erbaut und in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts vom Kirchenrath erkauft und wird jetzt vom Staat erhalten. Dieses Gebäude ist die Wiege dreier in divergirender Richtung sehr ausgezeichneter Denker: Paulus, Schelling und Hochstetter, deren Väter als hiesige Diacone sich unmittelbar folgten (s. unten).

Noch ist der ehemaligen Vogtswohnung zu erwähnen. Das Kloster Bebenhausen kaufte 1440 das Steinhaus beim obern Thor, hinten an die Stadtmauer stoßend, nebst dem anstoßenden Haus von Württemberg für 800 Pfund, verkaufte es wieder 1512 an Wilhelm von Sperberseck, dessen Wittwe 1529 an Hans Krauß, und dieser 1539 für 600 fl. an Herzog Ulrich von Württemberg, der es zur Vogtswohnung machte (Sattler, Topogr. 126-127). Das alterthümliche, mit Strebepfeilern versehene Gebäude, das nun wieder in Privathände übergegangen ist, überragt nicht nur wegen seiner erhöhten Lage, sondern auch wegen seiner Großartigkeit die ganze Stadt und scheint ursprünglich mehr zur Vertheidigung gedient zu haben.

Der Begräbnißplatz befindet sich am östlichen Ende der Stadt; er ist mit einer Mauer umfriedigt und wurde 1841 bedeutend erweitert.

Mit gutem Trinkwasser, welches 6 laufende und 3 Pumpbrunnen spenden, ist die Stadt hinreichend versehen; die laufenden sind folgende: 1) der Marktbrunnen mit dem steinernen lebensgroßen Standbild des Herzogs Christoph, auf dessen Schild das württembergische Wappen und die Jahrszahl 1566 angebracht ist; seine vier Röhren erhalten ihr Wasser aus einer am Engelberg gefaßten Quelle; 2) der Brunnen am Lamm, der ebenfalls von der Quelle am Engelberg gespeist wird; 3) der Schloßbrunnen hat seine Quelle 3/4 Stunden westlich der Stadt auf Eltinger Markung und wird durch eine namhafte Leitung quer über das Glemsthal bis zur Anhöhe, auf der die Stadt liegt, geführt;

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 092. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_092.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)