Seite:OALeonberg 101.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Über einige theils an der Stadt vorbei, theils auf dieselbe zuführende Römerstraßen, sowie über aufgefundene römische Alterthümer, siehe den allgemeinen Theil. Dieses Zusammentreffen mehrerer Römerstraßen an der Stelle des gegenwärtigen Leonbergs spricht dafür, daß die Römer hier einen Wohnplatz, oder, was wahrscheinlicher ist, ein Castrum angelegt hatten, wofür die Lage des Punkts ganz geeignet war.

Östlich der Stadt erhebt sich der Engelberg (ursprünglich Endelberg), eine dominirende Bergspitze, von der man eine ausgedehnte, überaus anziehende Aussicht genießt; auf ihr steht ein alter Wartthurm (ein schlankes, rundes Thürmchen). Am westlichen Abhange des Engelbergs wird ein kleiner Bergvorsprung „die Burghalde"[1] genannt, und ein dahin führender Weg (Burggasse) zeigt noch Spuren von ehemaligem Pflaster. An dieser Stelle hat in neuester Zeit Herr Dekan Haug von Leonberg ein thönernes Bild, die Minerva oder Diana vorstellend (vom Kopf bis zu den Knieen 4″ hoch) gefunden.

Etwa 1/2 Stunde nordöstlich von Leonberg stand in der Nähe der Tilghäuslens-Mühle der längst abgegangene Ort Dulcheshausen (siehe unten); auf der Anhöhe südlich der Mühle befindet sich noch ein Schutthaufen, der letzte Rest einer zu Dulcheshausen gehörigen Kapelle, von der noch vor etwa 60 Jahren eine Giebelseite und einiges Gemäuer sichtbar war.

Östlich der Stadt, unfern der Vicinalstraße nach Stuttgart, steht ein gut gearbeiter Bildstock vom Jahr 1514.

Was die ältere Geschichte von Leonberg betrifft, so verdankt der Ort, eine ursprünglich unbedeutende Ansiedlung, seine i. J. 1248 erfolgte Erhebung zur Stadt, mit welcher eine Ummauerung und Aufrichtung neuer Gebäude verbunden war, dem Grafen Ulrich von Württemberg.[2]

Über die Erbauung des frühesten hiesigen Schlosses sind keine Nachrichten vorhanden. Am 1. September 1480 starb allda Graf Ulrich von Württemberg, der Vielgeliebte, plötzlich auf der Hirschjagd erkrankt. Seit das jetzige Schloß durch Herzog Christoph erbaut war, bekam der Ort, zumal als Wittwensitz, erweiterte Bedeutung für das fürstliche Haus. Im Jahr 1608 erhielt die Wittwe des Herzogs Friedrich, Sibylle von Anhalt,


  1. In dem Eßlinger Spitalbuch wurden schon 1304 Weingärten in der Burghalden bei Lewenberg erwähnt.
  2. 1248. civitas Levinberck fundata fuit: inchoata novis aedificiis et muro a comite de Wirtenberch. Chron. Sind.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_101.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)