Seite:OALeonberg 108.png

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Die Bienenzucht beschränkt sich etwa auf 20 Stöcke.

Von den Gewerben sind hauptsächlich die Mühlen zu nennen, von denen die Rothen- und die Schloß-Mühle innerhalb des Orts liegen. Außer einer Ziegelhütte, einer Färberei und einer Seifensiederei sind die gewöhnlichen Handwerker vertreten, welche übrigens meist nur den örtlichen Bedürfnissen dienen. Es bestehen 3 Schildwirthschaften, von denen eine zugleich Bierbrauerei ist. Auch sind mehrere Kaufleute und Krämer, sowie ein Conditor im Ort angesessen.

Bei der Thonmühle befindet sich ein Muschelkalksteinbruch, aus dem Straßenmaterial genommen wird; Bau- und Werksteine bezieht man von Gerlingen; Töpfererde kommt auf der Markung vor, und der Lehm für die Ziegelei wird in der Nähe derselben gegraben.

Der Ort ist Sitz eines Amtsnotars, hat eine Volksschule, an der 1 Lehrer, 1 Unterlehrer und ein Lehrgehilfe unterrichten; auch eine Industrieschule. Ein Gemeinde-Backhaus wurde 1847 erbaut und ein öffentliches Waschhaus ist schon längst vorhanden. Anstalten für den Verkehr sind: die durch den Ort führende Poststraße von Stuttgart nach Leonberg, ferner Vicinalstraßen nach Hirschlanden, Höfingen und Münchingen. Auf der Markung befinden sich 3 steinerne Brücken, worunter eine schöne neu erbaute im Ort selbst, und 6 hölzerne Brücken und Stege.

Die Gemeindepflege hat weder Grundeigenthum noch Kapitalvermögen, dagegen aber etwa 5000 fl. Schulden. Außer der Stiftungspflege, die etwa 10.000 fl. Vermögen besitzt, sind noch 11 kleinere Stiftungen mit einem Capital von 719 fl. vorhanden, deren Zinse jährlich theils in Geld, theils in Brod unter die Ortsarmen vertheilt werden.

Neben dem Staate als Grundherren des Orts waren bisher auch die Stiftungspflege und die Pfarrei Gefällberechtigte.

Den großen Zehnten der Markung bezog ebenfalls der Staat, den kleinen, mit Ausnahme des hälftigen Rüben-, Klee- und Wickenzehnten, welcher dem Cameralamt zustand, die Pfarrei. Der Heuzehnte (Öhmdzehnte wird nicht gereicht) gehörte zu 3/4 dem Staat, zu 1/4 dem Besitzer des Eberwittum-Hofs. Einzelne Distrikte waren aber theils dem genannten Hof, theils der Pfarrei, andere dem Eberhof und der Pfarrei gemeinschaftlich, wieder andere dem Cameralamt ausschließlich zehentpflichtig.

Die Pfarrei wurde früher von dem Kloster Hirschau besetzt, welches auch das Pfarrhaus baute (s. Binder, Württembergs Kirchen und Lehrämter, 2. Th., 2. Absch. S. 938). Gegenwärtig hat die Krone das Patronat und Nominationsrecht.

Auf der Orts-Markung befinden sich folgende einzelne Wohnsitze:

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_108.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)