Seite:OALeonberg 120.png

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und Weissach ist der Ort nach allen Richtungen mit der Nachbarschaft in Verbindung gesetzt.

Das Gemeinde- und Stiftungsvermögen ist nicht unerheblich; die Gemeindepflege hat zwar Schulden, braucht aber keinen Gemeindeschaden umzulegen. (S. Tab. III.)

Eine Stiftung von 200 fl., deren jährliche Zinse zu Brod für Arme verwendet werden, ist vorhanden.

Die Patronats- und Nominationsrechte zu der Kirchenstelle hängen von königlicher Collatur ab. Die Pfarrei war in den Jahren 1635–57 und 1659–60 ein Filial von Weissach.

In der Nähe des Orts wird ein Wiesendistrikt „Burgstall" genannt; hier soll nach der Sage eine Burg gestanden haben. Etwa 1/2 Stunde östlich von Flacht kommt ein Flurname „Eutenburg" vor, was ebenfalls auf eine ehemalige Burg hindeutet.

Die älteste Schreibung ist Vlaht, wie der Ort in einer Kloster Maulbronner Urkunde vom 11. März 1293 heißt, worin er erstmals genannt wird, oder Flahte.

In frühester Zeit gehörte Flacht wohl den Grafen von Calw und insbesondere der Vaihinger Linie derselben. Urkundliches ist hierüber nichts bekannt und seit er in die Geschichte eintritt, theilten sich in den Besitz schon andere Familien, namentlich in der zweiten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts Graf Ulrich von Helfenstein, ferner Graf Albrecht von Hohenberg und dessen Rechtsnachfolger Graf Eberhard von Tübingen; wenigstens vergabte den 11. März 1293 dem Kloster Maulbronn Graf Ulrich von Helfenstein seine Güter zu Flacht und verkaufte am 8. Mai 1293 eben diesem Kloster Graf Eberhard von Tübingen das „Gut ze Flahte mit ewiger Eigenschaft" und altem Recht, wie es sein Oheim Graf Albrecht von Hohenberg an ihn gebracht hatte.

Das Kloster Maulbronn, welches sich am 23. Mai 1352 die helfensteinische Schenkung durch die Enkel des Schenkers, die beiden Grafen Ulrich von Helfenstein Vetter, bestätigen ließ, gelangte nach und nach in den Besitz des Orts. Einen Güterkauf machte es z. B. im Jahr 1319; den sogenannten Gailingshof mit 1/4 des Zehenten erkaufte es den 25. Juli 1356 für 350 Pfund Heller von Gutha, Günther Rappenherrns von Pforzheim Wittwe, welche von Konrad von Stetten für 550 Pfd. Heller Einkäufe in Flacht gemacht hatte.

An der Kirche bestund eine Pfründe der heiligen drei Könige, gestiftet von dem Pfarrer Rudolf Ruff und der Gemeinde, welche am 17. August 1492 vom Hochstift Speyer deßhalb Bestätigung erhielt; den Pfründner präsentirte das Kloster Maulbronn dem betreffenden Archidiakonat

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_120.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)