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Kornthal,[1]
Gemeinde III. Kl. mit 576 Einw., wor. 1 Kath. – Ev. Pfarrei.


Das seit 1819 an der Stelle des ehemaligen Hofs[2] Kornthal gegründete Dorf liegt 21/2 Stunden nordöstlich von der Oberamtsstadt und 2 Stunden nordwestlich von Stuttgart in einem weiten, anmuthigen Thale am östlichen Saume des Strohgäues. Der Ort ist regelmäßig gebaut und hat breite, gekandelte Straßen. Die meist aus Holz aufgeführten, selten mit steinernen Unterstöcken versehenen Gebäude sind mit wenigen Ausnahmen neu und im städtischen Style erbaut; die einzelnen Wohngebäude stehen mindestens 20 Schuhe von einander entfernt, was sowohl gegen Feuersgefahr, als auch in Rücksicht auf die Gesundheit zweckmäßig erscheint; Düngerstätten und Jauchesammlungen sind hinter den Häusern angebracht. Die Ansicht des Orts bietet wenig Malerisches, wie ihm denn auch die äußere Zierde eines Pfarrdorfs, eine Kirche mit Thurm, abgeht. Gutes Trinkwasser liefern hinreichend ein laufender und 9 Pumpbrunnen; überdieß sind noch am südlichen Ende des Dorfs zwei Wetten angelegt.

Ziemlich in der Mitte des jetzt 148 Gebäude zählenden Dorfs steht das Bethaus, zu welchem der Grundstein den 9. Juli 1819 feierlich gelegt wurde, von allen Seiten frei an der Ecke, welche der sogenannte Schloßplatz mit der Kirchgasse bildet; es ist in einem ganz einfachen modernen Styl erbaut und hat hohe rundbogige Fenster. Mitten auf dem First sitzt ein viereckiges, kleines Thürmchen, das Glocke und Uhr enthält. Das Innere ist, ohne irgend eine künstlerische Ausstattung, durchaus weiß getüncht und trägt, wie das Äußere, den Stempel der Einfachheit. Es ist keine Kanzel, sondern nur ein einfacher, mit Tüchern behängter Altar vorhanden, in welchem auch Reden und Gebete gehalten werden. Das Bethaus ist Eigenthum der Gemeinde, welche auch für die Unterhaltung desselben zu sorgen hat. Der sogenannte Begräbnißgarten liegt nördlich vom Ort an einem gegen Süden geneigten Abhange; die Begräbnisse sind in besonderen Reihen für ältere männliche Verstorbene (Brüder), für ältere weibliche (Schwestern), für Ledige und für Kinder abgetheilt; jedes Grab erhält einen einfachen Grabstein, auf dem Name, Geburts- und Todestag des Verstorbenen eingezeichnet wird.

Ein Gebäude in der Nähe des Bethauses enthält in dem untern


  1. Literatur: Die württembergischen Brüdergemeinden Kornthal und Wilhelmsdorf von M. S. C. Kapff 1839.
  2. Ein Plan von dem ehemaligen Hof Kornthal befindet sich in der Ortsregisratur.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_176.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)