Seite:OALeonberg 238.png

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der beiden Schlösser und die Umfangsmauern sind sehr alt, der Aufbau aber scheint späteren Ursprungs zu seyn. Nächst dem neuen Schloß befindet sich das Nippenburg’sche und Reischach’sche Haus mit der Inschrift „anno dom. 1566, Martin v. Nippenburg und Maria Salome v. Reischach mit Gott erbauwen“.

In Schöckingen ist geboren, als Sohn des hiesigen Pfarrers, den 7. Okt. 1740 Christoph Dionysius Seeger (durch Kaiser Franz II. in den Freiherrenstand erhoben). Ursprünglich für die Theologie bestimmt und in den niedern Klosterschulen gebildet, erwählte er aus Neigung den Militärdienst, machte den Feldzug gegen die Preußen mit und wurde 1768 zum Hauptmann befördert. Von Herzog Karl beauftragt, entwarf er im Jahr 1770 die ersten Grundzüge zu der nachherigen, so berühmt gewordenen Karlsakademie, um welche sich Seeger, später ihr Intendant, die größten Verdienste erwarb. Nach Aufhebung dieser Anstalt ging Seeger vom pädagogischen Berufe wieder zum militärischen über, wurde 1795 Generalmajor und zeichnete sich in den Feldzügen der 1790er Jahre bis 1805; in welch letzterem Jahre er Generallieutenant wurde, ungemein aus. Er starb den 26. Juni 1808 zu Blaubeuren (Baur, Hist.-biogr.-literar. Handwörterb. 7, 469-71).

Die im Allgemeinen ziemlich begüterten Einwohner sind fleißig, religiös und thun sich auf ihre Wohlhabenheit etwas zu gut. Ihre Hauptnahrungsquellen sind Feldbau und Viehzucht.

Die Feldgüter liegen theils eben, theils an nicht stark geneigten Abhängen und haben im Durchschnitt einen fruchtbaren, leichten Boden, bei welchem der Diluviallehm vorherrscht. Die Unterlage besteht aus Lettenkohlensandstein und Muschelkalk, welch letzterer, besonders im nordwestlichen Theil der Markung, auch auf der Oberfläche sich geltend macht. Die Luft ist rein und gesund; Hagelschlag gehört zu den Seltenheiten. Die Landwirthschaft, welche im Dreifeldersystem betrieben wird, ist in gutem Zustande und zweckmäßige Neuerungen haben ziemlich allgemein Eingang gefunden. Zur Besserung des Bodens werden neben dem gewöhnlichen Dünger, Jauche, Gyps und Asche angewendet. Von den gewöhnlichen Cerealien baut man vorzugsweise Dinkel und Hafer; zur Aussaat wird auf den Morgen gerechnet: an Dinkel 5 Sri., an Hafer 3-4 Sri., an Gerste 2 Sri., an Weizen 21/2 Sri. und an Roggen 3 Sri. Der durchschnittliche Ertrag beträgt per Morgen 8 Schffl. Dinkel, 5-6 Schffl. Hafer, 4-5 Schffl. Weizen und 4 Schffl. Roggen. In der zu 2/3 angeblümten Brache zieht man Kartoffeln, Futterkräuter, Ackerbohnen, Angersen, Kraut, Reps, Hanf und in ziemlicher Ausdehnung Mohn. Der geringste Ackerpreis beträgt per Morgen 8 fl., der mittlere 200 fl. und der höchste 400 fl. Der Wiesenbau ist verhältnißmäßig

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 238. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_238.png&oldid=- (Version vom 28.5.2019)