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Im Jahr 1803 durch Reichsdeputationsschluß vom 25. Februar kam die Reichsstadt unter württembergische Herrschaft. Am 28. Juli 1803 wurde letzterer gehuldigt.

Einzelnheiten der Schicksale Weils sind folgende:

Am 23. Dezember 1292 ließ Kaiser Adolph[WS 1] von den hiesigen Bürgern, welche sich widerspenstig bewiesen, die Schuldigsten hinrichten, andere einsperren. Im Jahr 1449, im großen Städtekrieg, belagerte Markgraf Jakob von Baden den 21. Juli und die zwei folgenden Tage die Stadt Weil und verheerte die Umgegend. Hart waren die Drangsale, welche die Stadt im 30jährigen Kriege erlitt; die Pest im Gefolge des Kriegs raffte im Jahr 1635 von Pfingsten bis Weihnachten 621 Personen weg. Im Jahr 1641, am 14. Februar, wurde die Stadt von dem Oberstlieutenant von Rosen, einem der von Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar bestellten Oberbefehlshaber, eingenommen (v. Martens 421); indeß trotzte sie mit Glück den 27. und 28. Januar 1645 einer Belagerung der Sachsen-Weimar’schen Truppen (Gehres 119; über eine angebliche Beschießung am 24. April 1645 s. v. Martens 459). Aber noch in den Tagen des Abschlusses des westphälischen Friedens, als in dem übrigen Theile des jetzigen Württembergs der Krieg schon ruhte, sollte die Stadt erst noch das Härteste treffen; am 20. Oktober 1648 rückten die Franzosen unter dem Herzog von Varennes vor Weil, beschossen die Stadt am 21sten und erstürmten sie am 22sten. Darauf wurde dieselbe, mit alleiniger Ausnahme der Vorstadt, in Asche gelegt, alle in Waffen getroffenen Einwohner wurden getödtet, andere mit dem Vieh weggeführt; damals ging auch das hiesige Archiv zu Grunde. Später ist die Stadt nicht mehr völlig aufgebaut worden. Im pfälzischen Erbfolgekrieg 1688 mußte Weil den Franzosen Eintausend Reichsthaler Brandsteuer zahlen (Gehres 165). Im Spanischen Erbfolgekrieg und im französischen Revolutionskrieg sah Weil der Stadt häufige Truppendurchzüge.

In kirchlicher Beziehung stund Weil in reichsstädtischen Zeiten unter dem Hochstift Speyer.

An der Kirche bestunden in früheren Jahrhunderten eine Frühmesserei und 11 Altarpfründen (Würdtwein, Subs. 10, 337).

Am 30. September 1347 wurde die hiesige Kirche durch Papst Clemens VI. dem Kloster Hirschau, welches das Patronat hierüber hatte, incorporirt; im September 1351 gab Bischof Gerhard von Speyer eine Declaration hierüber. (Gerbert, Hist nigr. silv. 3, 283; vergl. auch die Bestätigung ebend. 295.)

Das bereits erwähnte Augustiner-Eremitenkloster war schon im Jahr 1294 gestiftet; am 8. September desselben Jahres stellten Theodericus

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 261. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_261.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. WS: richtig: König Adolph