Seite:OALeonberg 267.png

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wogegen das Straßenmaterial von Außen geholt werden muß, da hiefür der in der Nähe der Hausener Wiesen früher gebrochene Muschelkalkdolomit sich nicht erprobte.

Die Poststraße von Stuttgart nach Leonberg führt durch den Ort, außer dieser vermittelt den Verkehr noch eine Vicinalstraße nach Gerlingen. Eine steinerne Brücke befindet sich an der Straße nach Feuerbach.

Die jährlichen Gemeinde-Einnahmen bestehen außer den schon angegebenen Einkünften aus den Waldungen, noch in etwa 600 fl. Pachtgeld aus Gemeindegütern; überdieß besitzt die Gemeinde noch etwa 13.000 fl. zinstragende Kapitalien; gleichwohl reichen aber ihre Einnahmen zu Bestreitung der Ausgaben nicht hin, sondern es muß noch ein ziemlicher Betrag als Gemeindeschaden umgelegt werden (s. Tab. III.). Das Vermögen der Stiftungspflege beträgt 13.500 fl. verzinsliche Kapitalien und 2191 fl. Gefällablösungs-Kapitalien; zu den besonderen Stiftungen gehört eine Stiftung zu Brod für Arme von 605 fl. Kapital, worunter 300 fl. von Freiherr Benjamin Friedrich von Münchingen begriffen sind.

Von den mit der angemeldeten Ablösung aufhörenden Zehenten einschließlich des nachbemerkten Markungstheils Bergheim etc. bezogen bisher Namens der Universität Tübingen der Staat den großen und die Besitzer des Universitäts-Zehenthofs den kleinen nebst dem Heu-Zehenten, von welch letzterem jedoch einzelne Wiesen befreit waren.

Weil dem Dorf wurde früher durch den Beisatz in Glemisgowe (Sindelfinger Urkunde von 1243, Dez. 11) von gleichnamigen Orten unterschieden.

Der Ort gelangte von den Pfalzgrafen von Tübingen wohl auf ähnliche Weise wie Gerlingen (s. d.) an Württemberg, welches nach dem 31. Oktober 1339 von Graf Ulrich von Aichelberg hier Güter und Rechte erkaufte. Im Jahr 1436 versetzten die Grafen Ludwig und Ulrich von Württemberg Wilhelm Bergern, ihrem Diener, das Dorf mit allem Zugehör um 1000 fl. (Steinhofer 2, 795).

Das Stift Sindelfingen erwarb in sehr früher Zeit hier Güter nebst der Kirche von den Grafen v. Calw. Die hiesige Kirche erhielt es durch Urkunde Bischof Heinrich’s von Constanz incorporirt den 11. Dez. 1243. Graf Ulrich von Asperg befreite im Juli 1276 zu Gunsten ebendesselben Stifts dessen Weildemdorfer Güter vom Vogtrecht, dasselbe thaten Graf Ulrich von Württemberg den 1. Juni 1331 und Graf Eberhard den 5. Juni 1471. Einen hiesigen Hof erkaufte der Sindelfinger Stiftsherr Eberhard im Jahr 1417, Oktober 9, um 320 fl. in Gold von Hans von Sachsenheim, Edelknecht, Vogt zu Neuenbürg.

Die Kirche kam mit andern Gütern des Stifts Sindelfingen an die Universität Tübingen, welcher noch das Patronatrecht zusteht.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 267. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_267.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)