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hinter der Kirche. Das Schulhaus mit Lehrerwohnung wurde 1844—45 schön und zweckmäßig erbaut; an der Schule unterrichtet nur 1 Lehrer. Eine Industrieschule besteht seit 1833. Das Rathhaus wurde 1823 neu erbaut und befindet sich in gutem Zustande; ein Gemeindebackhaus besteht seit 1842, ein Gemeindewaschhaus ist schon längst vorhanden.

Die mittelmäßig begüterten Einwohner sind gesund, abgehärtet, fleißig und geordnet. Neben Feldbau und Viehzucht sind ihre Erwerbsquellen Holzmachen, Holz- und Saamenhandel. Die Güter der mäßig ausgedehnten Feldmarkung liegen theils eben, zum größeren Theil aber an nicht sehr steilen Abhängen und haben im Durchschnitt einen unfruchtbaren, schweren, thonigen Boden, der meist aus den Verwitterungen des Wellenmergels und Wellendolomits besteht; den weit kleineren Theil der Markung bildet ein fruchtbarer Diluviallehm, auch treten zuweilen die rothen Thone des Schieferlettens der bunten Sandsteinformation auf.

Die Landwirthschaft wird bei den ungünstigen Bodenverhältnissen so gut als möglich im Dreifeldersystem betrieben; der Suppinger Pflug ist allgemein, die Mistjauche wird sorgfältig benützt, der Anlegung verbesserter Düngerstätten steht aber, da der Ort sehr enge gebaut ist, die beschränkte Räumlichkeit im Wege. Von den gewöhnlichen Getreidearten werden 2/3 Dinkel und 1/3 Hafer gebaut; in der zu 1/4 angeblümten Brache zieht man Kartoffeln, an Futterkräutern Klee und Esper, Angersen, Ackerbohnen, Mohn, Flachs selten und Hanf in ziemlicher Ausdehnung. Die Aussaat beträgt per Morgen 6 Sri. Dinkel und 4 Sri. Hafer, der mittlere Ertrag wird zu 8 Schfl. Dinkel und 6—7 Schfl. Hafer angegeben. Der höchste Ackerpreis ist per Morgen 550 fl., der mittlere 160 fl. und der geringste 60 fl. Dinkel und Hafer werden sowohl in das Inland, als in das benachbarte Baden abgesetzt. Die Wiesen, obgleich sie nicht bewässert werden können, sind ergiebig. Die Preise bewegen sich von 200 bis 600 fl. per Morgen.

Der Weinbau ist längst abgegangen (siehe hienach).

Die in bedeutender Ausdehnung betriebene Obstzucht ist noch im Zunehmen; an Kernobst zieht man neben den gewöhnlichen Sorten die Rauhbirne, die einen ausgezeichneten Most liefert; an Steinobst Zwetschgen und Pflaumen, sogenannte Zipparten, aus welchen ein vorzüglicher, dem Kirschengeist gleichkommender Branntwein bereitet wird. In guten Jahrgängen kommt viel Obst vom Baume weg in die Umgegend zum Verkauf. Der Kernobstertrag wurde in den Jahren 1847 und 1849 je zu 25.000 Sri. geschätzt.

Die Gemeinde besitzt 525 Morgen meist mit Nadelholz gut bestockte Waldungen, welche jährlich 380 Klafter und 7000 Stück Wellen abwerfen;

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 273. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_273.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)