Seite:OALudwigsburg0097.jpg

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Von Stuttgart nördlich 31/2 geometr. Stunden entfernt, liegt die Stadt unter 26° 51′ 15,36″ östlicher Länge und 48° 53′ 52,04″ nördlicher Breite; ihre Erhebung über das Mittelmeer beträgt an der Erdfläche der Hauptkirche 1022 württembergische Fuß etc. (weitere Höhenpunkte s. oben). Auf der zwischen den Thälern des Neckars, der Enz und der Glems sich weitdehnenden, freien Hochebene gelegen, lagert sich die Stadt auf einem flachen Bergrücken, der von dem Salon aus über das Stuttgarter Thor gegen den Marktplatz etc. hinzieht. Am südwestlichen Ende der Stadt beginnt eine weit ausgerundete Mulde, die sich bald zu einem Thälchen ausbildet, das an der westlichen Seite der Stadt hinzieht bis zur nordwestlichen Ecke derselben, wo es sich wendet und seinen weiteren Zug an der Nordseite der Stadt, an dem Schloß vorüber bis nach Neckarweihingen fortsetzt, um dort in das Neckarthal einzulaufen. In dieses Thälchen läuft zwischen dem Schloß und der Emichsburg eine bei dem Begräbnißplatz beginnende Mulde, ferner eine minder bedeutende zwischen dem Schloß und dem Heilbronner Thor. Demnach ist der südliche Theil der Stadt der am höchsten gelegene, von dem sich das Terrain allmälig gegen Norden senkt, so zwar, daß je mehr man sich dem nördlichen Ende nähert, der Fall zunimmt und endlich ziemlich steil gegen das Thälchen abfällt; ebenso senkt sich der westliche Stadttheil größtentheils gegen dieses Thälchen, während ein Theil der Stadt, namentlich der vom Marktplatz nördlich gelegene, theilweise gegen Osten, gegen die bei dem Heilbronner Thor ausmündende Mulde abfällt. Daher in der nördlichen Hälfte der Stadt die von der Hauptstraße ablenkenden Querstraßen anfänglich bergan ziehen bis zur Rückenebene und von da wieder bergab gegen das an der Westseite der Stadt ziehende Thälchen führen. In Folge dieser Lage ist die Stadt dem freien Zutritt der Winde und beständigen Luftströmungen ausgesetzt und nur die tiefer gelegenen Partien an der West- und Nordseite sind einigermaßen geschützt. Die Luft ist daher weniger mild als in Stuttgart, dagegen rein und frisch, übrigens wegen des beständigen Zugs für Brustleidende und solche, die zu Rheumatismen geneigt sind, nicht zuträglich. Im Allgemeinen aber ist der Aufenthalt in Ludwigsburg gesund und epidemische Krankheiten wie Nervenfieber kommen nicht häufig vor. 1

Obglei[ch] die Umgegend der Stadt, wie alle Hochebenen, wenig Abwechslung darbietet, so hat doch die Kunst dasjenige vielseitig zu ersetzen gesucht, was die Natur versagte; schöne, ausgedehnte Gartenanlagen und schattige Spaziergänge (s. unten) umgeben die Stadt und verleihen ihr einen besonderen Reiz. Überdieß bringt es schon die

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 097. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0097.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)