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1717 nach Ludwigsburg gekommenen, nachherigen Ober-Baumeister Paolo Retti vollendet. Ursprünglich sollte das Schloß mit seinen Nebengebäuden hauptsächlich auf der Nordseite in das Thälchen ausgedehnt werden, welches in den 1760ger Jahren zum Theil ausgefüllt wurde, und deßhalb lange Zeit die Planie hieß.

Der Bau der Schloßkapelle mit der Fürstengruft wurde nach dem Entwurf des, nach Nette’s Tod, im Jahr 1715 mit dem Bauwesen betrauten Donato Giuseppe Frisoni, welcher überhaupt als Baumeister die größte Bedeutung für Ludwigsburg bekam, ausgeführt; die Feier der Grundsteinlegung fand am 18. Mai 1716 und die der Einweihung am 31. October 1723 statt. Das neue Corps de Logis wurde nach dem Plane Retti’s im Jahr 1724 angefangen und im Jahr 1733, gerade als Herzog Eberhard Ludwig starb, vollendet.

Die Umfriedigung des Schlosses wurde auf Befehl des Herzogs Eberhard Ludwig im Jahr 1731 zuerst mit Pallisadenhölzern angeordnet und von seinem Nachfolger Karl Alexander vollends ausgeführt. Herzog Karl ließ dagegen im Jahr 1748 den Schloßhof auf der Seite gegen das Waldhorn mit eisernem Gitterwerk, welches späterhin weiter durchgeführt wurde, versehen.

Mit der Oberleitung des Bau’s waren von dem Herzog Eberhard Ludwig betraut: der Haushofmeister, Hofmarschall, seit 1708 Oberhofmarschall Georg Friedrich Forstner von Dambenoy, anfangs Liebling des Herzogs, in dessen tiefste Ungnade er später fiel; beigegeben wurde ihm 1705 der Werkmeister (Kirchenraths-Baumeister) Johann Ulrich Heim. Bald darauf, wenigstens schon 1707, war auch Hauptmann Nette (s. oben) bei dem Bauwesen angestellt.

Früher erscheint auch eine besondere Baudeputation als wirkliche Regierungsbehörde, welche die Accorde genehmigte, Befehle an die Beamten erließ, Abgaben erhob, Strafen erkannte etc., besonders aber die schwierig beizutreibenden, außerordentlichen Mittel für das großartige, dem Herzog immer nicht rasch genug fortschreitende Unternehmen beischaffen sollte. Nach Forstners Entfernung im Jahr 1716 stand der Oberhofmarschall Graf v. Gräveniz an der Spitze der Baudeputation, bald darauf der Präsident v. Pölniz, wie denn überhaupt bis zur Aufhebung der Baudeputation (nach Herzog Eberhard Ludwigs Tod 1733) sowohl bei den Vorständen, als auch bei den zugeordneten Räthen etc. mancher Personalwechsel in dem Amte eintrat.

Die Hauptbaumeister in der spätern Zeit des Herzogs Eberhard Ludwig, Donato Guiseppe Frisoni und Paolo Retti, ließ der folgende Herzog Karl Alexander nach Hohen-Asperg, später nach Hohen-Neuffen in Verhaft bringen und hinsichtlich ihres Benehmens unter der vorigen Regierung in Untersuchung ziehen. Frisoni aus Laino am Comer-See, im Jahr 1709 durch Hauptmann Nette zunächst von Prag für die Stuccaturarbeiten berufen, hatte sich durch solche bereits 20–22.000 fl. allhier verdient, als er im

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0103.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)