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erkauft, und mit einem Aufwand von 1700 fl. zur Schule eingerichtet wurde; es enthält im untern Stockwerk ein Gemeindemagazin und eine Mostpresse, im obern ein helles geräumiges Schulzimmer. Eine Industrieschule, welche von der Centralleitung des Wohltätigkeitsvereins Unterstützung erhält, besteht seit 1821 und eine Kleinkinderschule seit 1852.

Das gut erhaltene Rathhaus mit blechbeschlagenem Thürmchen und Glocke auf dem First, wurde nach einer über der Kellerthüre angebrachten Jahreszahl 1567 erbaut und ist Anfangs dieses Jahrhunderts namhaft erneuert worden.

Ein Gemeindebackhaus wurde im Jahr 1839 mit einem Aufwand von 400 fl. erbaut; überdieß bestehen im Ort ein Schafhaus, ein Armenhaus und eine Kelter mit 2 Bäumen[1].

Als zur hiesigen Holzverwaltung gehörig, besitzt der Staat das am westlichen Ende des Dorfs an dem Eingang in den Holzgarten stehende Haus des herrschaftlichen Holzmessers und in der Nähe desselben das sog. Werkhaus, das neben der Wohnung des Holzhüters zur Aufbewahrung der Geräthschaften zum Ausziehen und Wegführen des Holzes dient. Im Rücken dieser Gebäude beginnt der 92/8 Morgen große, herrschaftliche Holzgarten, der sich längs des Floßkanals hinzieht.

Von der Enz wird nämlich etwa 1/2 Stunde oberhalb des Orts ein Kanal abgeleitet, der an dem Holzgarten vorbeifließt und zunächst am Dorf sich wieder mit der Enz vereinigt. An dem Anfang des Kanals wird mittelst der sog. Hügelwehrbrücke das auf der Enz herbei geflößte Scheiterholz aufgehalten und in den Kanal geleitet, aus dem es theilweise in den Holzgarten (etwa 8000 Klafter jährlich) gezogen und aufgestellt wird. Das übrige Holz kommt mittelst des Kanals wieder in den Fluß und auf diesem bis zur Einmündung des Wobachs, wo es ausgezogen und auf der Achse zur Eisenbahnstation Bietigheim geführt wird. Das in dem Holzgarten zu Bissingen aufgestellte Holz wird theilweise in Bissingen abgesetzt, der größere Theil aber auf der Achse zur Holzstation Thamm und von da auf der Eisenbahn nach Ludwigsburg und Stuttgart gebracht. Die Langholzflößerei geschieht auf der Enz selbst, und bringt, da die Flöße meist nur am Ort vorüber ziehen, wenig Verkehr, dagegen bildet das Ausziehen, Aufsetzen und besonders das Verführen des


  1. Das Landbuch von 1624 führt S. 736 an: „Zwo Keltern zu Bissingen, die eine ist des Klosters Lorch, die ander der Kellerey Sachsenheim, und deß von Münchingen.“
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0202.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)