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d) Die 1/4 Stunde südöstlich vom Mutterort am Saubach gelegene Öl- und Quarzmühle ist Eigenthum des Wetzsteinfabrikanten Schuhmacher in Bietigheim.

Bei der Bleiche wird ein unbedeutender Hügel die Bürge genannt, daselbst stand eine nun gänzlich abgegangene Burg, von der in neuester Zeit noch Mauerreste und gegypste Wandreste ausgegraben wurden.

Bei der südlich vom Ort gelegenen Lehmgrube wurden vor sechs Jahren einige alte Gräber aufgedeckt.

Zu dem auf der benachbarten Markung Untermberg gestandenen Ort „Remmingen“ (s. die Oberamtsbeschreibung von Vaihingen) führt eine in Bissingen beginnende Straße, welche noch der Remminger Weg genannt wird.

Die früheste Nennung des Dorfes als Bussingen hat sich in Aufzeichnungen des elsäßischen Klosters Weissenburg erhalten. Nach Auszügen aus dortigen, wahrscheinlich dem 9. Jahrhundert angehörigen Urkunden hatte dasselbe allhier ein Gotteshaus (basilica), und erlitt im Jahre 991 in seinen hiesigen Besitzungen Beschädigung durch den Kärntner Herzog Otto aus dem salischen Hause (Trad. Wizenburg. ed. Zeuss S. 292. Nr. 192. S. 305. Nr. 311.).

Hiesige Güter veräußerte um 1100 das Kloster Hirschau (Cod. Hirsaug. 31b), bekam aber wieder eine halbe Hube von Segeward von „Bussingen“ (ib. 42a). Auch das Kloster Lorsch hatte schon im 13. Jahrhundert allhier einen Hof, dessen Besitz ihm K. Ludwig den 2. Sept. 1331 bestätigte. Der umfassende Lehenshof der Grafen von Vaihingen, welcher im 14. Jahrhundert an Württemberg kam, hatte auch hier seine Lehensträger; 1344 empfing von den Grafen Eberhard und Ulrich von Württemberg „Hochschlitz von Pfawhusen, der zu Grüningen sitzet, ze Lehen das Zwölftheil des Zehenden ze Bissingen am kleinen und großen Zehend, rürent von Vaihingen.“ (Sattler Grafen 4. Beil. Nr. 61. S. 270.).

Im 15. Jahrhundert gehörte ein Haupttheil des Ortes den Herren von Sachsenheim. Von der Wittwe Johanns von Sachsenheim, Helena Kaybin von Hohenstein, erkaufte den 16. Oct. 1481 der Graf Eberhard d. ä. von Württemberg ihren Antheil an demselben, mit dem Zoll auf der Enz; schon das Jahr zuvor hatte Graf Eberhard d. j. einen Theil am hiesigen Zehent von ebenderselben erworben. Nach Aussterben der Herrn von Sachsenheim im Jahre 1561 fielen neben anderem Lehenbesitz auch Güter und Gefälle in Bissingen an Württemberg heim, so daß der Ort ganz württembergisch wurde (Sattler Herz. 4, 190).

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0207.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)