Seite:OALudwigsburg0250.jpg

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Chorstreben ist ein Wappenschild mit zwei gegeneinander gekehrten Pflugscharen und folgende Inschrift angebracht: Anno dmi 1420 jar ist geboren Aberlin Schulthais und ist gestorben da man zolt 1503 jar dem Gott gnad. Auch Reste von Wandmalereien, die übrigens beinahe ganz abgegangen sind, zeigen noch die äußeren Chorseiten.

An der Westseite der Kirche erheben sich zwei hohe, viereckige Thürme, die mit Ausnahme der obersten, aus Holz erbauten Stockwerken aus der gleichen Periode wie die des Langhauses stammen. Zwischen den beiden Thürmen befindet sich der Eingang, eine mit Kreuzgewölbe gedeckte Halle, von der man zu beiden Seiten in die Thürme, in der Fronte aber durch ein spitzbogiges Portal zur Kirche gelangt; über der Halle ist ein großes, schön construirtes germanisches Fenster angebracht. Auf einem der Thürme hingen 3 Glocken, die zu den interessantesten des Landes gehörten, jedoch im Jahr 1855 umgegossen wurden; sie hatten folgende Umschriften, die eine: Lucas, Marcus, Mathäus, Johannes patroni. Anno dni 1272 id. nov. conflata sum auctore comite Hartmanno. Die andere: Sancta Maria mater, Marcus, Lucas, Mathäus, Johannes. Comes Hartmannus de Grüningen, qui (h)abet filiam dni de Eberst. Die dritte im Jahr 1487 gegossene Glocke ist in neuester Zeit zersprungen und hat zum Umguß der übrigen Anlaß gegeben.

Das im Jahr 1847 freundlich erneuerte Innere der Kirche ist imposant und überaus ansprechend; auf 12 theils runden, theils achteckigen durch Spitzbögen verbundenen Pfeilern (je 6 auf einer Seite) ruht das mit einem schön construirten Kreuzgewölbe gedeckte, hohe Mittelschiff, dessen Gewölbegurten von Lisenen ausgehen, welche an den Wänden zwischen den Pfeilern herablaufen und mit schönen Kapitälen geziert sind. Die Schlußsteine des Gewölbes enthalten in der Richtung von Westen nach Osten folgende Bildwerke: 1) einen Wappenschild mit drei Löwen, 2) das Württ. Wappen (3 Hirschhörner), 3) ein Wappenschild mit 5 Sternen, 4) die Reichssturmfahne, 5) ein Bär (wahrscheinlich von dem unten vorkommenden Meister Betz herrührend, der sein Wappen in das hiesige Spitalwappen hatte aufnehmen lassen), 6) das Spitalwappen, 7) der heil. Geist und 8) ein schwarzer Vogel in weißem Feld (vielleicht Adler). Die Seitenschiffe haben ebenfalls Kreuzgewölbe, deren Schlußsteine, mit Ausnahme eines Agnus Dei, Rosetten bilden. Nur das östliche Ende des nördlichen Seitenschiffs scheint später verändert worden zu sein, indem dasselbe hier mit einem Netzgewölbe aus einer späteren Periode versehen ist, dessen 4 Schlußsteine die heil. Cäcilia, Johannes, einen Bischof und das Jesuskind enthalten; an zwei

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 250. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0250.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)