Seite:OALudwigsburg0288.jpg

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dem Ort den Verkehr mit der Umgegend herstellt. Auch führt nächst dem Ort über den Neckar eine auf 8–10 Schiffen ruhende Brücke, welche im Jahr 1753 statt der bis dahin bestandenen Fähre errichtet wurde. Ein angestellter Schiffmann hat gegen freie Wohnung mit dem Recht zu wirthschaften und gegen etwa 550 fl., welche der Staat reicht, die Schiffbrücke zu unterhalten. Brückengeld wird nicht mehr bezogen. Vor etwa 200 Jahren bestand ungefähr 100 Schritte unterhalb der jetzigen Schiffbrücke eine steinerne Brücke.

An dem östlichen Ende des Dorfs steht die ansehnliche Pfarrkirche mit ihrem massiven, aus fünf Stockwerken bestehenden Thurme, von dem im Jahr 1835 nicht nur das Dach und die zwei obersten hölzernen Stockwerke abbrannten, sondern auch der hölzerne Einbau vom Feuer verzehrt wurde. Letzterer ist inzwischen wiederhergestellt und dem Thurm ein schlankes, mit Schiefer gedecktes Zeltdach aufgesetzt worden; auch wurden die beiden Glocken in den Jahren 1835 und 1836 von Neubert in Ludwigsburg umgegossen. Über dem nördlichen Eingange in den Thurm ist die Jahrszahl 1480 angebracht, welche ohne Zweifel die Zeit der Erbauung angibt. Von dem Thurme genießt man zwar keine ausgedehnte, aber doch eine sehr anziehende Aussicht in das Neckarthal, welches in der Nähe des Orts einen besonders freundlichen Charakter annimmt. Besonders schön nimmt sich das dem Dorf gegenüber liegende Schloß Harteneck aus, hinter dem noch die Spitzen der Kirchthürme von Ludwigsburg und ein namhafter Theil des Schlosses daselbst sichtbar sind; auch die Aussichten in der Richtung gegen Poppenweiler, wie gegen Hoheneck sind sehr freundlich. Das Langhaus der Kirche ist im Laufe der Zeit verändert und mit stylwidrigen oblongen Fenstern versehen worden, dagegen hat sich der Chor mit seinen Strebepfeilern und seinen spitzbogigen, mit schönem Maßwerk gefüllten Fenstern in seiner ursprünglichen germanischen Bauweise noch erhalten. Das Innere hat eine weiße Tünchung, welche frühere Wandgemälde deckt und enthält außer einem gut geschnittenen Holzbild des Gekreuzigten und einer neuen im germanischen Geschmack gefaßten, 1836 gefertigten Orgel, nichts Bemerkenswerthes. An den spitzen Chorbogen ist die Jahrszahl 1468 angebracht. Der mit einem halben Achteck schließende Chor hat ein schönes Kreuzgewölbe, dessen scharfe Gurten von Köpfen etc. ausgehen, an deren Kreuzungspunkte zwei Schlußsteine sich befinden, der eine eine menschliche Maske, der andere einen Christuskopf vorstellend. Die Kirche ist dem heil. Laurentius geweiht und muß von der Stiftungspflege unterhalten werden.

Von dem früher um die Kirche gelegenen Begräbnißplatz besteht

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 288. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0288.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)