Seite:OALudwigsburg0290.jpg

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und Schneider, nur den örtlichen Bedürfnissen. Schildwirthschaften, worunter eine mit Bierbrauerei, sind drei im Ort; überdieß besteht noch eine weitere Brauerei, auch ist ein Kaufmann im Ort ansässig.

Die schön arrondirte, mittelgroße Markung, welche auf drei Seiten (Norden, Süden und Westen) von dem Neckar begrenzt wird und gleichsam einen flach auslaufenden Bergrücken bildet, ist, mit Ausnahme der Steilgehänge gegen den Neckar, ziemlich eben und größtentheils gegen Osten sanft ansteigend; ihr im Allgemeinen fruchtbarer Boden besteht vorzugsweise aus einem tiefgründigen Diluviallehm, dem sich an den flachen Ausläufern gegen den Neckar etwas Gerölle und Sand beimengt. Im Thal selbst lagert ein schwarzer sandiger Alluvialboden, bei dem stellenweise der Sand und zuweilen Gerölle bedeutend vorherrschen. Auf der Anhöhe „im Sold“ kommt ein ziemlich gebundener, sog. Schlaisboden vor, der übrigens nicht unfruchtbar ist. Die Unterlagen bilden die Lettenkohlengruppe und der Hauptmuschelkalk, welch letzterer an den steilen Thalgehängen zu Tage geht und dessen Verwitterung dort einen wärmehaltenden, kalkreichen, dem Weinbau zuträglichen Boden liefert.

Das Klima ist mild und gesund; Frühlingsfröste sind gerade nicht häufig und Hagelschlag gehört zu den Seltenheiten. Die Ernte tritt um acht Tage früher, als in den meisten umliegenden Orten (z. B. in Ludwigsburg) ein.

Die Landwirthschaft wird mit Anwendung verbesserter Ackergeräthschaften, wie des Suppinger Pflugs, der Walze etc., sehr fleißig betrieben und den etwas düngerbedürftigen Feldern durch reichliche Düngung nachgeholfen. Die Düngerstätten sind meist zweckmäßig angelegt; überdieß wird noch viel Pferdedünger, Gülle etc. in Ludwigsburg aufgekauft und zur Besserung der Felder angewendet. Der Ackerbau, welcher in der üblichen Dreifelderwirthschaft mit beinahe ganz angeblümter Brache betrieben wird, beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Anbau von Dinkel, Hafer und Gerste; in der Brache baut man Kartoffeln, Futterkräuter (dreiblättrigen Klee), Angersen, Ackerbohnen, Mischlingfutter, Hanf, in neuerer Zeit Zuckerrüben, etwas Reps und Mohn; Versuche mit Tabak- und Hopfenbau sind gut gelungen. Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens wird zu 8 Scheffel – in günstigen Jahren zu 10 Scheffel Dinkel, 5 Scheffel Gerste und 6–7 Scheffel Hafer angegeben. Die höchsten Preise eines Morgens Acker betragen 500 fl., die mittleren 300 fl. und die geringsten 60 fl. An Früchten werden durchschnittlich 4–500 Scheffel Dinkel und 2–300 Scheffel Hafer nach Außen verkauft.

Der ausgedehnte Wiesenbau, bei dem übrigens keine Wässerung

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 290. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0290.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)