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spitzbogigen Eingang und ein verdorbenes germanisches Fenster an der westlichen Giebelseite ihre ursprüngliche germanische Bauweise. Der an der Ostseite stehende Thurm, dessen unterstes Stockwerk die Stelle des Chors vertritt, ist viereckig, nicht hoch und mit einem Zeltdache versehen. Auf demselben hängen zwei Glocken, die im Jahr 1790 von Neubert in Ludwigsburg gegossen wurden. Das weiß getünchte Innere der Kirche ist unansehnlich und an der flach getäfelten Decke, wie an den Emporenbrüstungen schlecht bemalt. Die Unterhaltung der, dem heil. Ulrich geweihten Kirche, hat die Stiftungspflege zu besorgen, so weit die Kosten nicht über 10 fl. betragen, im andern Fall werden dieselben gemeinschaftlich mit der Gemeindepflege bestritten.

Der neue Begräbnißplatz wurde im Jahr 1838 außerhalb (nördlich) des Orts angelegt.

Das zunächst der Kirche freistehende, im Jahr 1732 erbaute Pfarrhaus, welches die K. Hofdomänen-Kammer zu unterhalten hat, bildet mit seinen Ökonomiegebäuden, dem Hofraum und schön angelegten ansehnlichen Garten einen sehr freundlichen Pfarrsitz.

Beinahe in der Mitte des Dorfs steht das alte Schulhaus, dem zu Ende des vorigen Jahrhunderts ein weiteres Stockwerk aufgebaut wurde; es ist ziemlich wohl erhalten und enthält neben einem nicht sehr geräumigen Lehrzimmer die Wohngelasse des Lehrers. Außer der Volksschule besteht auch eine Industrieschule.

An das Schulgebäude anstoßend ließ die Gemeinde mit einem Aufwand von 4000 fl. im Jahr 1851 ein Rathhaus erbauen; dasselbe ist in einem modernen Styl gehalten, hat einen steinernen Unterstock und auf dem First ein Thürmchen mit Glocke. Ein Gemeindebackhaus, in welchem auch ein Arrestzimmer eingerichtet ist, wurde im Jahr 1840 mit einem Aufwand von 500 fl. erbaut. Die frühere hofkammerliche Zehentscheuer ist im Jahr 1852 auf den Abbruch um 400 fl. verkauft worden.

Gutes Trinkwasser liefern ein laufender – 2 Pump- und 2 Schöpfbrunnen; für den Fall von Feuersgefahr ist eine Wette angelegt. Im Ort befinden sich auch 3 sog. Hungerbrunnen, welche nur in sehr nassen Jahrgängen fließen. Von den auf der Markung vorkommenden Quellen ist der 1/8 Stunde unterhalb des Orts entspringende Riedbrunnen, die bedeutendste; sie bildet den Anfang des Riedbrunnenbachs, und war früher zunächst der Quelle zu einem 9 Morgen großen See geschwellt, der aber längst in üppigen Wiesengrund umgewandelt wurde.

Die im Verhältniß zu der Einwohnerzahl ausgedehnte,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 303. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0303.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)