Seite:OALudwigsburg0308.jpg

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anmuthige Neckarthal, an den Schurwald, in das Stuttgarter Thal, an die Winnender und Löwensteiner Berge, an den Wunnenstein und Stromberg erstreckt.

Am südöstlichen Ende des Orts steht die Pfarrkirche, deren Langhaus nach einer über den Eingang angebrachten Jahreszahl ohne Zweifel schon im Jahr 1601 verändert, im Jahr 1838 aber durchgreifend restaurirt wurde. Bei der letzten Veränderung verlor sie nicht nur das Maßwerk aus den spitzbogigen Fenstern, sondern auch den Triumphbogen zwischen Chor und Schiff. Das früher mit Wandgemälden geschmückte Innere der Kirche erhielt eine weiße Tünchung an Wänden und flacher Decke. Außer der im germanischen Geschmack gefaßten, im Jahr 1844 von Walker in Ludwigsburg gefertigten Orgel enthält die Kirche nichts Bemerkenswerthes. Der hohe, massive Thurm mit einem schlanken, spitzen Zeltdache trägt über dem spitzbogigen Eingang, der zugleich in die Kirche führt, die Inschrift anno domini 1428. Auf dem Thurme hängen 3 Glocken, von denen die größte 1782, die mittlere 1699 und die kleinste 1782 gegossen wurde. Um die Kirche läuft noch die starke Mauer des ehemaligen Begräbnißplatzes, der längst aufgegeben, und durch einen außerhalb des Orts an der Straße nach Hochdorf angelegten ersetzt wurde. Die Unterhaltung der Kirche steht der Stiftungspflege zu.

Das zunächst der Kirche gelegene, ansehnliche Pfarrhaus ist Eigenthum des Staats, der es auch im Bau zu unterhalten hat.

Das gut erhaltene Schulhaus enthält neben 3 Lehrzimmern noch die Wohngelasse der an der Schule angestellten Lehrer (ein Schulmeister, Unterlehrer und ein Lehrgehilfe).

Eine Industrieschule, an der 3 Lehrerinnen unterrichten, besteht seit 1821.

Das freundliche, etwas kleine Rathhaus befindet sich in ganz gutem Zustande.

Von den zwei vorhandenen Gemeindebackhäusern wurde das eine, welches zugleich ein Waschhaus enthält, im Jahr 1837, das andere 1838 erbaut. Eine sehr große Gemeindekelter steht am östlichen Ende des Orts und zeugt von dem früher in weit größerer Ausdehnung betriebenen Weinbau. Eine Zehntscheuer mit Fruchtspeicher hat die Gemeinde im Jahr 1851 um 1200 fl. erkauft; überdieß befindet sich im Ort ein Armenhaus und ein Schafhaus.

Sehr gutes Trinkwasser liefern hinreichend 2 laufende und 3 Pumpbrunnen. Nordöstlich vom Ort befindet sich eine sehr reichhaltige Quelle, der sog. Bächlesbrunnen. Außer dem unfern des Orts vorbeifließenden Neckar, berührt die Markung noch der von

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 308. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0308.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)